Test: Neues 1&1-Mobilfunknetz für unter 5 Euro im Monat
Seit Ende vergangenen Jahres bietet 1&1 Smartphone-Tarife an, die auf Basis seines eigenen Mobilfunknetzes realisiert werden. Doch wie gut läuft so ein Anschluss im 1&1-Netz - inklusive National Roaming? Ist das "Feeling" ähnlich wie in den drei anderen deutschen Mobilfunknetzen oder müssen sich die Kunden noch auf Einschränkungen einstellen?
Das auszuprobieren ist einerseits reizvoll, andererseits aber auch ein teurer Spaß, wenn man einen Vertrag direkt bei 1&1 abschließt. Die Allnet-Flat S als günstigster Tarif kostet im ersten halben Jahr monatlich 9,99 Euro. Danach erhöht sich der Monatspreis auf 19,99 Euro. Dafür bekommt man dann eine Allnet-Flat mit monatlich 5 GB Highspeed-Datenvolumen.
Viertes Netz im Test mit sim.de-Vertrag
Foto: teltarif.de
Hier gibt es günstige Konditionen für den Einstieg ins 1&1-Netz
Deutlich günstiger ist der Einstieg ins 1&1-Netz, wenn man auf Tarife der verschiedenen Drillisch-Marken zurückgreift. So gibt es bei sim.de aktuell eine Allnet-Flatrate für Telefonate und den SMS-Versand mit ebenfalls 5 GB Highspeed-Datenvolumen pro Monat schon für 4,99 Euro im Monat - auf Wunsch sogar mit nur einmonatiger Vertragslaufzeit.
Wer sich für 24 Monate bindet, zahlt 9,99 Euro Anschlussgebühr bei Vertragsabschluss. Für Kunden, die die Option haben möchten, monatlich zu kündigen, beträgt der Bereitstellungspreis 19,99 Euro. Abseits dessen sind die Verträge in beiden Varianten identisch. Einziges "Manko" gegenüber dem Original-1&1-Anschluss: Anstelle von bis zu 500 MBit/s im Downstream liegt die maximale Surfgeschwindigkeit bei 50 MBit/s.
Blick in die sim.de-App
Screenshot: teltarif.de
Neue Nummer, Wunschrufnummer oder Portierung
Wir haben den günstigen Tarif über die Webseite von sim.de bestellt und direkt bei der Bestellung auch angegeben, dass wir eine bestehende Handynummer mitbringen möchten. Alternativ wäre es möglich gewesen, eine neue Rufnummer zu bekommen, für einmalig 19,99 Euro darf man sich auch eine Nummer aus einem gewissen Pool aussuchen.
Beim Bestellvorgang muss man ein bisschen vorsichtig sein. Zum einem versucht sim.de, die Kunden auf einen höherwertigen Tarif "umzuberaten". Zum anderen werden Zusatzdienste wie ein Abonnement für Norton Antivirus angeboten. Man kann aber auch einfach nur den Tarif bestellen und die zusätzlichen Angebote links liegenlassen.
Auftragsbestätigung nach einer halben Stunde verfügbar
Die Auftragsbestätigung sowie vorläufige Login-Daten für die Servicewelt (also den passwortgeschützten Kundenbereich auf der Webseite des Discounters) kamen innerhalb von etwa 30 Minuten nach der Bestellung. In der Servicewelt, deren Zugangsdaten sich nach dem Erstzugriff ändern lassen, steht dann auch schwarz auf weiß, dass der Mobilfunkanschluss im 5G-Netz von 1&1 realisiert wird.
Am nächsten Tag erhielten wir die Information, die SIM-Karte sei jetzt mit einer vorläufigen Rufnummer aktiv. Ein Video- oder Post-Ident-Verfahren war für den Vertragsabschluss nicht erforderlich. Angekommen ist die Karte mit der Post erst drei Tage später. Vielleicht sollte sim.de die Möglichkeit einräumen, erst dann den Anschluss zu aktivieren. Mit der jetzigen Regelung zahlt man Grundgebühren für eine Leitung, die man noch gar nicht zur Verfügung hat.
Standardmäßig wird eine physische SIM-Karte geliefert
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eSIM erst nachträglich und mit Extra-Kosten
eSIM statt physischer Karte? Geht! Aber erst, wenn der Anschluss schon aktiv ist, nicht direkt bei der Bestellung. Für die Umstellung muss in der Servicewelt eine TAN eingegeben werden, die per SMS auf die physische SIM-Karte geschickt wird. Der Wechsel auf ein eSIM-Profil kostet 14,95 Euro. Das sind dann wohl die Kosten, die man in Kauf nehmen muss, wenn man im Gegenzug von vergleichsweise niedrigen Fixkosten für den Tarif profitiert.
Ebenfalls am Tag nach der Bestellung erhielten wir per E-Mail den Termin für den Rufnummernimport. Zwei Wochen Wartezeit sind ziemlich lang. Andere Provider schaffen das in etwa der Hälfte der Zeit. In anderen Ländern funktioniert die Übertragung einer Handynummer zu einem anderen Provider teilweise am gleichen Tag. Hier ist Deutschland eher rückständig.
Umstellung auf ein eSIM-Profil
Screenshot: teltarif.de
PIN und PUK in der Servicewelt
Als die SIM-Karte schließlich da war, wollten wir diese natürlich in Betrieb nehmen. PIN und PUK liegen nicht bei, sondern sind in der passwortgeschützten Servicewelt zu finden. Das ist auch gut so. Wenn Unbefugte sich Zugang zur SIM-Karte verschaffen, können sie mit der Plastikkarte nichts anfangen, solange sie nicht auch die Anmeldedaten für die sim.de-Servicewelt kennen.
Nach Einlegen der SIM-Karte in ein altes Nokia 6230i (es sollte ja nur die TAN für die Umstellung auf ein eSIM-Profil empfangen werden), Einschalten des Telefons und Eingabe der PIN erschien sofort der Schriftzug "1&1" auf dem Handy. Wir nutzten zu diesem Zeitpunkt National Roaming im Telefónica-Netz, was so nicht ersichtlich war.
Reibungsloser Wechsel zur eSIM
Der Wechsel zur eSIM verlief reibungslos. Etwa 30 Minuten nach Beauftragung über die Servicewelt erhielten wir per E-Mail die Information, dass der QR-Code im Kundenmenü der sim.de-Webseite zur Verfügung steht. Diese E-Mail sollte man genau lesen, denn der QR-Code wird nicht im Menü für eine "Ersatzkarte", sondern unter Kundendaten - PIN & PUK angezeigt.
Wir haben das eSIM-Profil auf einem Apple iPhone 15 Pro Max installiert, wo sofort erkannt wurde, dass es sich um einen 1&1-Anschluss handelt. Als Providername wird allerdings - anders als mit der physischen SIM-Karte im Nokia 6230i - nicht 1&1, sondern sim.de angezeigt. Einzige Ausnahme: Wenn WLAN Call genutzt wird, lautet die Anzeige "1&1 VoWiFi".
sim.de als Providername im Handy-Display
Screenshot: teltarif.de
Eine Besonderheit bei SIM-Karten und eSIM-Profilen von 1&1 (sowie Providern im 1&1-Netz wie sim.de) ist, dass auf dem iPhone das Menü für die manuelle Konfiguration des mobilen Internet-Zugangs nicht verfügbar ist. Zudem funktionierte WLAN Call im Test nicht immer. Warum das so ist, ließ sich noch nicht klären. Allerdings hatte 1&1 bereits eingeräumt, dass es mit dieser Technik teilweise noch Probleme gibt.
Telefonate und mobiles Internet
Telefonate sind in guter Qualität möglich und auch der mobile Internet-Zugang funktioniert wie erwartet. Je nach Netzverfügbarkeit wird das LTE-Netz mit oder ohne 5G-Erweiterung genutzt. Das gilt für National Roaming im Telefónica-Netz genauso wie für das eigene Netz von 1&1. Dort wo das "vierte Netz" verfügbar wird, bucht sich das Handy bevorzugt bei 1&1 ein.
Bei WLAN-Call-Betrieb wird 1&1 angezeigt
Screenshot: teltarif.de
Der aktuelle Datenverbrauch kann in der Servicewelt oder in der sim.de-App eingesehen werden. Zu beachten ist, dass sim.de standardmäßig eine Datenautomatik eingerichtet hat. Das heißt, nach Verbrauch der Inklusivleistung wird automatisch und kostenpflichtig weiteres Surfvolumen aufgebucht. Das lässt sich über das Kundenmenü abschalten. Dann wird die Performance des Internet-Zugangs nach Verbrauch des im Tarif enthaltenen Kontingents gedrosselt.
Eine Visual Voicemail gibt es bei unserem sim.de-Anschluss bislang nicht. Die Mobilbox ist unter der Kurzwahl 333 erreichbar, die man auch aus dem o2-Netz kennt. Die nächsten spannenden Tests sind International Roaming und der Wechsel des National Roaming Partners von Telefónica zu Vodafone, der ab Sommer geplant ist.
In einem weiteren Beitrag haben wir aufgezeigt, wo das eigene Netz von 1&1 bereits zur Verfügung steht.