Kabelsalat

Der Kampf ums Kabel macht der Telekom zu schaffen

400 Millionen Mark Verlust bei Kabel Deutschland und Media-Services erwartet
Von Marie-Anne Winter

Die Telekom steckt in einem bemerkenswerten Dilemma: entweder sie lässt das Geschäft mit dem TV-Kabel schleifen - das kostet erstmal nichts, aber mittelfristig werden Konkurrenten das Geschäft machen. Oder sie investiert Unsummen, um das Kabel-Netz multimediafähig zu machen - dann macht sie sich selbst Konkurrenz, weil die T-Kunden schließlich über T-Online surfen sollen. Zurzeit schafft sich der Ex-Monopolist das Problem vom Hals, indem er die Kabelnetze häppchenweise verkauft: nach einem jahrelangen Streit mit den europäischen Wettbewerbshütern splittete die Deutsche Telekom das TV-Kabelgeschäft in neun Regionalgesellschaften auf, die von der Kabel Deutschland GmbH Holding koordiniert werden. Zwei von diesen Regionalgesellschaften gingen bereits an ausländische Investoren - die US-Gruppe Callahan stieg zu 55 Prozent bei der NRW-Kabeltochter ein, vom hessischen Kabelableger der Telekom gingen 65 Prozent an die britische Klesch Company.

Natürlich ist die Telekom nicht so dumm, mit dem Verkauf der "Netzebene 4", wie die begehrte "letzte Meile" genannt wird, ihre technische Hoheit abzugeben. Die privaten Netzbetreiber sollen sich um den direkten Draht zu den Endkunden balgen - die Telekom will den Finger auf den Knotenpunkten behalten - und über ihre Allianz mit der Kirch-Gruppe auch auf den Inhalten - dem "Content".

Aber auch das kann teuer werden: auch in Multimedia-Angebote und Programm-Inhalte muss erstmal investiert werden. Hier beißt sich nämlich die Schlange in den Schwanz. Programmanbieter wollen von Netzbetreibern Geld für ihre Angebote, während sich die Netzbetreiber von den Contentanbietern die Durchleitung oder Einspeisung bezahlen lassen. Und weil die Telekom am liebsten in beiden Fällen verdienen möchte, will sie sogar free-TV-Programme verschlüsseln und nur noch über die "D-Box" der Kirch-Gruppe zugänglich machen.

Dabei ist noch nicht abzusehen, ob die Zuschauer bereit sind, die Zeche zu zahlen - denn bisher ist die Bereitschaft, für bestimmte Programme extra zu zahlen, nicht besonders ausgeprägt. Denn so reizvoll die Vorstellung vom Komplett-Service über das TV-Kabel für die Netzbereiber ist - telefonieren kann man auch ohne. Und fernsehen auch.