Behinderung

VATM Präsident beklagt massive Behinderungsstrategie der Deutschen Telekom

Dumpingpreise der Telekom - Quersubvention bei der Flatrate
Von Rolf Drefs / AFP

Wie der Präsident des Verbandes der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten, Dr. Joachim Dreyer heute im Rahmen einer Pressekonferenz bekannt gab, behindere die Telekom vor allem im Ortsnetz und im Internet-Bereich ihre Mitbewerber. Nicht einmal drei Jahre nach der Liberalisierung des Telefonmarktes sei es der Telekom damit gelungen, die "Entwicklung des Wettbewerbs im Festnetz zum Erliegen zu bringen", sagte Dreyer. Im VATM haben sich über 50 Telefongesellschaften und Konkurrenten der Telekom zusammengeschlossen.

Für das gesamte Geschäft im laufenden Jahr gehen die neuen Anbieter von einer Umsatzsteigerung von 35,6 Prozent gegenüber 1999 aus. Dies entspräche einem Gesamtumsatz von 23,3 Milliarden Mark (11,9 Milliarden Euro). Hier mache sich vor allem der Boom im Mobilfunkbereich bemerkbar, betonte Dreyer. Der Marktanteil der neuen Anbieter liege damit voraussichtlich bei knapp 40 Prozent (1999: 32,9 Prozent), während die Telekom über gut 60 Prozent verfüge.

Bei Festnetzgesprächen habe die Telekom aber weiter einen Marktanteil von gut 86 Prozent. Den Konkurrenten werde es bis zum Jahresende in diesem Bereich voraussichtlich nur gelingen, ihren Anteil von 12,7 Prozent auf 13,4 Prozent zu steigern, was Einnahmen von 3,9 Milliarden Mark in diesem Bereich entspräche. Für die geringen Zuwächse im Festnetzgeschäft machte Dreyer die Telekom verantwortlich, die "seit Monaten systematisch" den schnellen Netzausbau der Wettbewerber verhindere. "In über 90 Prozent der Fälle wird die erforderliche Technik oder werden Räumlichkeiten nur mit großen Verspätungen zur Verfügung gestellt" monierte der Verbandschef. Netze lägen monatelang "brach oder könnten nur eingeschränkt genutzt werden, weil wichtige Komponenten von der Telekom nicht geliefert" würden. In diesem Jahr werde sich der Anteil der Wettbewerber im Ortsnetz deshalb voraussichtlich nur auf 1,1 Prozent belaufen, während die Telekom mit 98,9 Prozent weiter quasi ein Monopol habe.

Auch im Internet-Bereich sehen sich die VATM-Mitglieder durch den ehemaligen Staatskonzern behindert. Hier versuche das Unternehmen mit "massiven Dumpingpreisen" die Wettbewerber aus dem Feld zu schlagen, kritisierte Dreyer. Die von der Telekom eingeführte Flatrate für 49 Mark, mit der ohne Zeitlimit gesurft werden kann, sei nicht Kosten deckend. Dabei könnten die Wettbewerber, die ihre eigenen Pauschalangebote minutengenau gegenüber der Telekom abrechnen müssten, nicht mithalten.

Es bleibt darauf hinzuweisen, dass nicht alle Telekom-Konkurrenten durch den VATM vertreten werden. So zum Beispiel nicht die "kleine" 01051 Telecom, die es verstand, durch einen technischen Schachzug der Telekom im Ortsbereich Konkurrenz zu schaffen, ohne über Direktanschlüsse zu verfügen.