Kristallkugel

Was bringt 2001?

Teil 1: Festnetz
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Im Jahr 2000 waren die Preise im Festnetzbereich abermals deutlich gefallen. Anfang 2001 wird sich dieser Trend nur bedingt weiter fortsetzen. Das Preisniveau für Fern- und Auslandsgespräche liegt nämlich nur noch Pfennigbruchteile über den Interconnect-Kosten, die die Konkurrenten an die Deutsche Telekom bzw. im Ausland an den Carrier vor Ort bezahlen müssen. Diese IC-Gebühren bleiben im Inland gemäß einem Beschluss der Regulierungsbehörde aber bis zum 1. Juni 2001 konstant.

Zum 1. Juni 2001 ändern sich die IC-Gebühren uneinheitlich. Im Bereich der Großstädte steigen die IC-Kosten sogar, wenn nicht alle Bereichsvermittlungsstellen dieser Großstadt direkt angeschlossen sind. Dafür sinken die Kosten in der Region teilweise drastisch. In der Folge könnte der Endkundenpreis für innerdeutsche Ferngespräche zur Hauptzeit bis Ende 2001 auf 4 Pfennig pro Minute sinken.

Für viele Nutzer deutlich interessanter ist aber die Frage, was bei den Ortsgesprächen passiert. Vor einem Monat wurde der Vorstoß von Teledump, Ortsgespräche über einen technischen Trick anzubieten, gerichtlich untersagt. Zwar gibt es eine EU-Richtlinie, die die EU-Mitgliedsstaaten zur Öffnung der Ortsnetze zwingt. Doch die Leitlinie der Politik lautet zur Zeit in etwa wie folgt: So lange die Deregulierung in anderen EU-Staaten noch schleppender vorankommt als in Deutschland, gibt es keinen Grund, hierzulande der Deutschen Telekom ihre letzten Pfründe wegzunehmen.

Auch bei der Frage der Nachfolge für den zurückgetretenen Vorsitzenden der Regulierungsbehörde, Scheuerle, mischt sich die Politik gehörig ein. Regulieren soll er schon, der neue, aber bitte nicht zu viel und vor allem nicht zu einseitig gegen die Deutsche Telekom. Letztere hat die Morgenluft bereits gewittert - und einen Entgeltantrag für die "letzte Meile" vorgelegt, der es in sich hat: Konkurrenten sollen für die reine Kupfer-Leitung monatlich 39,48 Mark brutto bezahlen, das ist über ein Drittel mehr als bisher. Endkunden der Telekom bezahlen hingegen weiterhin "nur" 24,81 Mark monatlich für den Analoganschluss, obwohl dieser deutlich mehr Leistungen beinhaltet als nur das blanke Kupfer, wie zum Beispiel die Verbindung mit dem Telekom-Vermittlungscomputer und die monatliche Abrechnung, für die die Telekom ja mindestens DM 1,10 Porto ausgeben muss.

Sollte sich die Deutsche Telekom mit diesen Preisvorstellungen durchsetzen, dürfte das für die Mehrzahl der regionalen Telefongesellschaften nicht verkraftbar sein, so dass sich diese aus dem Privatkundengeschäft zurückziehen. "Konkurrenz im Ortsnetz" gäbe es dann nur noch auf dem Papier und für Geschäftskunden. Aber auch Anbieter von DSL-Internetzugängen benötigen die "letzte Meile" und wären folglich von dieser Preiserhöhung betroffen.

Fazit: Die Zukunft des Festnetzbereichs hängt ganz stark von der Politik ab. Und diese ist zur Zeit sehr zurückhaltend, was es weitere Schritte zur Marktöffnung angeht.