motiverende Aktienoptionen

MobilCom: Motivationsprogramme und Meinungsverschiedenheiten

Der Krach zwischen MobilCom und France Telecom geht in die nächste Runde
Von Marie-Anne Winter

Die MobilCom AG hat in einer heute versendeten Mitteilung angekündigt, ein "Aktienoptionsprogramm zur Händlermotivation" aufzulegen. Das angepeilte Volumen liegt bei bis zu 3,6 Millionen Aktien. Dadurch sollen Händler und Vertriebspartner, die "qualitativ hochwertige" Mobilfunkkunden für die MobilCom AG gewinnen und ihre Vertriebsziele in den Jahren 2002 und 2003 erreichen, für jeden gewonnenen Kunden eine Option zum Erwerb einer MobilCom Aktie erhalten.

Einzelheiten zu den Optionen wurden auch auf Nachfrage nicht genannt, der Pressesprecher Matthias Quaritsch betonte nur, dass die Bedingungen "wirklich sehr motivierend" seien.

MobilCom gab an, dass diese Aktienoptionen über die Millenium GmbH abgesichert seien. Nähere Informationen zu Millenium konnte Herr Quaritsch allerdings auch nicht geben. Aus der MobilCom-Information geht nur hervor, dass Millenium unter der alleinigen Kontrolle von Frau Sybille Schmid-Sindram steht, der Ehefrau des Vorstandsvorsitzenden der MobilCom AG. Frau Schmid-Sindram verfügt angeblich über "ein beträchtliches eigenes Vermögen." Sie ist schon seit Jahren Aktionärin der MobilCom AG und hielt bereits vor der Entscheidung zum Optionsprogramm mehr als 4 Millionen Aktien der MobilCom AG.

Laut Financial Times Deutschland (FTD [Link entfernt] ) wirft France Telecom MobilCom vor, Frau Schmid-Sindram zum Erwerb dieser Aktien "Geld an eine nahestehende Firma gezahlt zu haben". MobilCom dementierte das umgehend: "Das wäre illegal und das würde MobilCom niemals tun."

Wie dem auch sei, der Vorstand der MobilCom AG wurde vom Aufsichtsrat ermächtigt, die für die Händler geplanten Aktienoptionen im Markt abzusichern. Die internationale Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC Deutsche Revision AG und eine große internationale Investmentbank haben den Optionspreis nach dem Black-Scholes Modell ermittelt und als marktüblich bestätigt. Die vertragliche Konstruktion wurde von der großen internationalen Anwaltskanzlei White & Case, LL.P. geprüft.

Der Vorstand der MobilCom AG hat dem Aufsichtsrat auf einer außerordentlichen Aufsichtsratssitzung gestern Abend auf Wunsch der von France Telecom entsandten Vertreter detailliert zur Gestaltung und Absicherung des Optionsprogrammes berichtet. Der Aufsichtsrat hat auf Wunsch der von France Telecom entsandten Vertreter beschlossen, die Gestaltung und Abwicklung des Optionsprogrammes durch einen dritten vom Aufsichtsrat benannten Gutachter erneut überprüfen zu lassen.

Die FTD findet dafür ganz andere Worte: France Telecom habe den Aufsichtsrat aufgefordert, den Aktienkauf der Ehefrau des Firmengründers Gerhard Schmid untersuchen zu lassen. Wenn sich die Vorwürfe von France Telecom bestätigen sollten, wären die Verträge zwischen France Telecom und MobilCom nichtig. Und ohne das Geld von France Telecom würde die Finanzierung der ehrgeizigen UMTS-Pläne des Unternehmens völlig zusammenbrechen.

MobilCom hingegen betont, dass durch die Beteiligung der Millenium GmbH und das Aktienoptionsprogramm wird das Vertragswerk, das die Zusammenarbeit der MobilCom AG mit der France Telecom/Orange Gruppe regelt, nicht berührt werde.

Der Druck auf beiden Seiten ist groß. France Telecom drückt ein Schuldenberg von 65 Milliarden Euro. Gerhard Schmid setzt mit einem kostenintensiven Alleingang auf den Vorteil des ersten UMTS-Anbieters in Deutschland. Das kann er ohne den starken Partner aus Frankreich nicht schaffen. Ob die Hau-Ruck-Methoden von Herrn Schmid für Projekte dieser Größenordnung ausreichen, wird sich zeigen. Warum ein Motivationsprogramm für MobilCom-Mitarbeiter jetzt dringend nötig ist, erklärt sich von selbst. Angesichts der jüngsten Kursverluste der MobilCom-Aktie ist es dringend nötig.