Mobile Books

In Japan wächst der Markt für elektronische Bücher

Das Buch auf dem Taschencomputer erfreut sich wachsender Beliebtheit
Von dpa / Karin Müller

Im Hightech-Land Japan wächst der Markt für elektronische Bücher. Sind Handys schon längst nicht mehr aus dem Alltag der Asiaten wegzudenken, so sieht man nun auch öfter zum Beispiel in den vollen U-Bahnen der Millionenstadt Tokio Japaner stehend mit einem kleinen Taschencomputer in der Hand beim "digitalen Schmökern". Zwar ist der japanische Markt für elektronische Bücher, im Fachjargon e-books genannt, noch klein. Nippons seit fünf Jahren unter rückläufigen Umsätzen leidende Verlagsindustrie hofft jedoch, mit e-books junge Japaner dazu zu gewinnen, wieder mehr zu Lesen.

Mit Hilfe Internet-tauglicher Taschencomputer lassen sich gleich dutzende von Büchern auf die handflächengroßen Geräte herunterladen und mit einfacher Tastenbedienung "durchblättern". Die Internetseite Zaurus Bunko, die das Elektronikunternehmen Sharp für Nutzer seiner PDA (personal digital assistant) genannten Taschencomputer betreibt, bietet zum Beispiel rund 2 500 Buchtitel an. Mehrere Buchverlage sind an dem Service beteiligt. Betreiber solcher Seiten stellen inzwischen rasante Zuwächse beim Herunterladen von e-book-Titeln fest.

"Die potenzielle Nachfrage ist groß, da sie einfach, zu jeder Zeit und überall gelesen werden können, ob man nun auf Reisen ist oder im Zug fährt", erklärt Minoru Taniguchi vom Elektronikriesen Sharp der Agentur Kyodo. Der Leiter des Sharp Space Town rechnet denn auch in diesem Frühjahr mit einem deutlichen Umsatzzuwachs bei elektronischen Büchern. Zwar kann nach Einschätzung von Experten von einem regelrechten Boom in Japan noch nicht gesprochen werden. Doch auch Unternehmen wie Casio und Toshiba setzen auf den Trend und betreiben eigene Seiten zum Vertrieb elektronischer Bücher.

Um noch mehr Leser dafür zu gewinnen, sind die Hersteller von Taschencomputern dabei, die Bildschirme der Geräte zu verbessern und arbeiten an einer höheren Auflösung für die in Japan gebräuchlichen chinesischen Schriftzeichen. Sharp hat ein neues Format, das mobile document format (MDF), entwickelt, um das Lesen und Herunterladen elektronischer Bücher noch einfacher und schneller zu machen. Dank der Einführung neuer Software ist es nun auch möglich, auf Japanisch geschriebenen Texte wie bei konventionellen Büchern üblich vertikal statt horizontal zu lesen.

Nippons Verlage hoffen denn auch, dass die e-books auch die Umsätze mit herkömmlichen Büchern ankurbeln. Die japanische Wirtschaftspresse, die sich inzwischen ausführlich mit dem Thema beschäftigt, weist auf die im wahrsten Sinne des Wortes auf der Hand liegenden Vorteile von elektronischen Büchern für die Verlage hin. So bräuchten sie sich dank digitaler Technologien keine Sorgen über ihre Lagerbestände zu machen. Im vergangenen Jahr waren rund 40 Prozent unverkaufter herkömmlicher Bücher an die Verlage zurückgegangen.