Null Problemo

ish erwartet keine dramatische Verzögerung beim Netzausbau

Kabelnetzbetreiber durch Stellenabbau nur geringfügig beeinträchtigt
Von dpa / Karin Müller

Beim Kabelnetzbetreiber ish wird es nach Einschätzung der Geschäftsführung trotz Stellenabbaus und Wachstumsschwäche nicht zu einer dramatischen Verzögerung des Netzausbaus kommen. "Gegenwärtig überprüfen wir noch, was der Zeitverzug bedeutet", sagte Geschäftsführer Dieter Hähle gestern in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. Er rechnet mit einer Streckung der Ausbaupläne von sechs bis acht Monaten.

Im vergangenen Jahr hatte ish (früher: Kabel NRW) angekündigt, das von der Telekom mehrheitlich übernommene TV-Kabelnetz in NRW rückkanalfähig zu machen und zu breitbandigen Datenautobahnen auszubauen. Über das Netz sollen die Kunden telefonieren wie auch digitale TV-Programme empfangen oder im Internet surfen können. Bis Ende 2004 sollten die Anschlüsse für fünf Millionen Haushalte in NRW stehen. Gegenwärtig sind die Kabelnetze in Düsseldorf, Neuss, Köln, Dortmund und Bochum modernisiert.

Vor wenigen Tagen verordnete sich ish jedoch eine Radikalkur: 570 von insgesamt 2 400 Beschäftigten müssen ihren Hut nehmen. Alle Bereiche, auch das Management, seien von der Sparmaßnahme betroffen, sagte Hähle. "Wir haben rechtzeitig agiert und reagiert", entgegnete er Kritik in der Öffentlichkeit. Die Entscheidung sei dem Management nicht leicht gefallen, schließlich seien die betroffenen Mitarbeiter ausgebildet worden. Gegenwärtig verhandeln Geschäftsführung und Betriebsrat über einen Sozialplan.

Als Ursache für den drastischen Einschnitt nannte Hähle vor allem technische Gründe: "Die Bereitstellung der Internettelefonie hat sich verzögert". Außerdem sei die Konsolidierung der Netzebene vier - das ist die Strecke des Kabelnetzes von der Grundstücksgrenze bis zum Hausanschluss - nicht so schnell vorangekommen wie geplant. Auf der genannten Netzebene tummeln sich zahlreiche Anbieter (Hauseigentümer, Handwerksbetriebe, regionale Provider), mit denen die Netzbetreiber verhandeln müssen, um zum Endkunden zu gelangen.

Dabei habe auch die gescheiterte Übernahme des TV Kabelnetzes der Telekom durch den US-Medienriesen Liberty Media das Geschäft von ish beeinträchtigt. Diese Nachricht hätte eine negative Signalwirkung in die Netzebene vier ausgesendet. Die Teilnehmer wären sonst offener für Gespräche und Kooperationen gewesen, sagte Hähle.

Unterdessen rechtfertigte der Manager die geplante Anhebung der TV-Kabelgebühren (analog) für alle Kabel-TV-Empfänger zum 1. Mai 2002: "Wir hatten 100 verschiedene Tarife, mit 35 Tarifen wird es jetzt übersichtlicher". Für die Masse der Kunden würden sich die Gebühren im Schnitt um 8,7 Prozent erhöhen. Seit 1996 habe es keine einzige Preiserhöhung gegeben, sagte Hähle und betonte: "Eine Preismaximierung können wir uns nicht erlauben"