Ausweg?

UMTS: Mobilfunker suchen Rettung in Kooperation

Lizenzinhaber legen Vorschläge für Frequenzübertragungen vor
Von Marie-Anne Winter

Die sechs deutschen UMTS-Betreiber bereiten nach einem Bericht der Wirtschaftswoche den geordneten Rückzug aus dem Milliardendebakel UMTS vor. Nach wochenlangem Ringen wurde ein Positionspapier erabeitet, dass an den Bundeswirtschaftsminister ging - mit der Bitte um die Schaffung von Möglichkeiten, "Frequenzen unter bestehenden Lizenznehmern zu übertragen".

Wie das Wirtschaftmagazin schreibt, wollen sich die sechs potentiellen UMTS-Betreiber noch in diesem Jahr zu drei, allerhöchstens vier UMTS-Allianzen zusammenschließen. Dazu ist es nötig, dass rechtzeitig praktikable Lösungsvorschläge auf den Tisch kommen. Denn sonst bliebe es bei der bisherigen Regelung, dass Frequenz und Lizenz im Wert von rund 8,5 Milliarden Euro an die RegTP zurückfallen und sofort wieder neu ausgeschrieben werden müssten - was für die Mobilfunker unerträglich teuer würde.

Seit Anfang des Jahres sind die Aussichten der einstigen Vorzeigebranche sehr getrübt, die Angst vorm UMTS-Flop drückte die Erwartungen und schlug auf die Stimmung der gesamten Mobilfunkbranche. Nachdem im vergangenen Jahr schon British Telecom und Hollands KPN Sanierungsprogramme auflegen mussten, geraten nun sogar die ganz Großen – siehe Deutsche Telekom - unter Druck. Das Vertrauen schwindet und die einstige Boombranche muss einen Dämpfer nach dem anderen wegstecken. Das mobile Multimediageschäft entwickelt sich viel langsamer als erwartet und ist auch noch mit deutlich geringeren Umsätzen verbunden, als dass man von dem Massengeschäft reden könnte, das die Netzbetreiber prognostiziert hatten.

Deshalb denken vor allem die vier kleineren Lizenzinhaber über Rückzugs- und Fusionsmöglichkeiten nach. In der Wirtschaftswoche heißt es sogar, dass in Strategieplänen von Quam und o2 das Wort "Ausstieg" nicht mehr tabu sei.

T-Mobile und o2 haben bereits im vergangenen Jahr die erste Kooperation beim Aufbau ihrer UMTS-Netze besiegelt. Aber auch E-Plus und Group 3G (Quam) haben schon entsprechende Vereinbarungen getroffen. Damit steigt der Druck auf die Bundesregierung, sich neue Regeln für den Frequenzhandel zu überlegen. Der damalige Regulierungschef und Protagonist der jetzt umstrittenen UMTS-Auktion, Klaus-Dieter Scheurle, sieht inzwischen durchaus Spielraum für neue UMTS-Regeln. Offiziell lehne das Bundeswirtschaftsministerium eine Lockerung der Frequenzvergabe und UMTS-Lizenzbedingungen kategorisch ab. Die Wirtschaftswoche zitiert den für Telekommunikation zuständigen Staatssekretär Alfred Tacke: "Wir waren nie Freunde der Mitbenutzung von Netzen."

Aber das Blatt schreibt auch, dass das Ministerium hinter den Kulissen schon erste Weichen in Richtung Frequenzhandel stelle. So soll das dem Bundeswirtschaftsministerium angeschlossene Wissenschaftliche Institut für Kommunikationsdienste (WIK) in Bad Honnef in der nächsten Zeit Vorschläge ausarbeiten, wie der Handel von Funkfrequenzen in Deutschland gestaltet werden könnte.

Dabei könne Bundesregierung mit Rückendeckung aus Brüssel rechnen, denn die EU-Kommission veröffentlichte vor kurzer Zeit eine neue Richtlinie, in der sie sich ausdrücklich für eine Freigabe des Frequenzhandels ausspricht. Die Konsequenz der Freigabe wäre allerdings, dass die Lizenzinhaber den Wert ihrer teuer erkauften Lizenzen dem tatsächlichen Marktwert anpassen müssten. Und der wird zur Zeit vermutlich weit unter dem dümpeln, was derzeit in den Büchern steht.