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Kommentar: Flatrate - Das Warten geht weiter

Heutige Entscheidung der Regulierungsbehörde ist nur kleiner Schritt
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Auf den ersten Blick ist es eine gute Nachricht: Die Deutsche Telekom muss einen Pauschaltarif für Vorleistungen anbieten. Das ist das, was Verfechter der Internet-Flatrate seit Jahren fordern. Denn mit einer Vorleistungs-Flatrate sollte auch eine Endkunden-Flatrate möglich sein.

Die Praxis sieht anders aus. Zwar wurde die Deutsche Telekom dazu verdonnert, ein Angebot abzugeben. Doch wird diese nach den Erfahrungen der letzten Zeit zunächst kein Angebot abgeben, sondern die Gerichte anrufen. Bestätigen diese dann die Entscheidung der Regulierungsbehörde, wird die Deutsche Telekom ein inakzeptables Angebot abgeben, dass durch die Regulierungsbehörde korrigiert werden muss. Alles das benötigt natürlich Zeit.

Letztes Jahr lief es beim Line-Sharing für DSL genauso: Am 30. März 2001 hatte die Regulierungsbehörde entschieden, dass die Deutsche Telekom diesbezüglich ein Angebot abgeben muss. Nach zwei erfolglosen Klagen legte die Telekom schließlich am 13. September 2001 ein Angebot vor. Es dauerte dann bis zum 20. Dezember, bis ein erster Vertrag zwischen QSC und der Deutschen Telekom über Line Sharing geschlossen wurde. Dieser wurde natürlich umgehend der Regulierungsbehörde zur Überprüfung vorgelegt, die am 18. März 2002 entschied, dass die Nutzungsentgelte deutlich geringer sein müssten als beantragt.

Es ist zu befürchten, dass die Vorleistungs-Flatrate einen ähnlichen Gang nimmt. Doch selbst, wenn die Vorleistungs-Flat in einem Jahr Realität geworden ist, ist noch nicht gesagt, dass daraus auch ein Endkunden-Produkt wird. Es gibt nämlich nur vier Einwahl-Netzwerke in Deutschland, die gut genug ausgebaut sind, um wenigstens in die Nähe der von der Regulierungsbehörde geforderten 475 Übergabepunkte zu kommen. Eines davon ist das Netz von T-Online. Doch T-Online wird schon aus Rücksicht auf die Mutter keine Flatrate für Analog- oder ISDN-Kunden mehr anbieten. Schließlich macht der Konzern mit DSL bei (langfristig) geringeren Kosten mehr Umsatz pro Kunde, als mit Schmalband-Flatrates zu erwarten ist.

Die anderen drei Betreiber von flächendeckenden Einwahlnetzen werden mit Sicherheit die Vorleistungs-Flatrate nutzen, um ihre eigenen Kosten zu drücken. Ob daraus auch ein Angebot für Endkunden folgen wird, ist eher fraglich. Schon Anfang 2002 sanken die an die Deutsche Telekom zu bezahlenden Interconnect-Entgelte deutlich, während parallel die meisten ISPs die Endkundenpreise erhöhten. Aber auch auf dem jetzigen Niveau verdient keiner der ISPs wirklich gut, so dass der Vorteil des "Einkaufs per Flatrate" nicht notwendigerweise an den Endkunden weitergegeben werden wird.