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Lokale DSL-Anbieter kämpfen um jeden Kunden

Regionalanbieter bieten oft interessante Extras
Von dpa / Marie-Anne Winter

Drinnen zu sein, reicht nicht mehr. Das Internet muss heute auch besonders schnell sein. Beim Herunterladen von Filmen und ähnlich umfangreichen Datensammlungen setzen deshalb immer mehr Anwender auf DSL. Im Januar 2002 gingen bereits 12 Prozent aller Online-User in Deutschland über eine DSL-Verbindung ins Netz, so das Ergebnis einer Studie des Internet-Marktforschers NetValue Deutschland. Neben der Deutschen Telekom, die mehr als 90 Prozent Marktanteile hält, kämpfen zunehmend regionale Anbieter, so genante City Carrier, um neue Kunden.

Ob Hansenet in Hamburg, M-Net in München, NetCologne in Köln oder Chemtel in Ostdeutschland - die Zahl der City Carrier wächst stetig. Knapp 50 Unternehmen zählt der Bundesverband der regionalen und lokalen Telekommunikationsgesellschaften (Breko) mit Sitz in Bonn. Daraus ergeben sich Vorteile für den Verbraucher, sagte teltarif-Redakteur Thomas Michel der dpa. "Die privaten Anbieter müssen sich neben der Telekom behaupten. Deswegen sind ihre Preise oftmals günstiger." Außerdem seien bei den City Carriern die für den DSL-Zugang benötigten Hardwarekomponenten wie Modem und Datensplitter oft schon im Lieferumfang enthalten.

Mit Downloadgeschwindigkeiten von bis zu zwei Megabit pro Sekunde seien viele Regionalanbieter zudem weitaus flinker unterwegs als die Telekom mit 768 Kilobit, so Michel. Zudem böten demnach viele City Carrier einen symmetrischen DSL-Zugang (S-DSL) an. Damit könnten Daten genau so schnell heruntergeladen wie empfangen werden. Der von der Telekom genutzte asymmetrische DSL-Zugang (A-DSL) sei dagegen schnell im Download und langsamer im Upload.

Marion Krause, Sprecherin des Verbandes der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten (VATM) in Bonn, rät Verbrauchern daher, sich genau zu überlegen, welche Anforderungen sie an den schnellen Internetzugang haben: "Für Privatpersonen wird es in erster Linie wichtig sein, möglichst viel in möglichst kurzer Zeit herunterladen zu können." Für kleine Unternehmen, die viel Material über das Internet versenden, sei es dagegen genauso interessant, dass auch die Uploads schnell über die Bühne gehen.

Mit den Gedanken über die Surfgewohnheiten ist es jedoch nicht getan: Wer die DSL-Angebote der City Carrier nutzen will, kommt um einen Wechsel der Telefongesellschaft nicht herum. Das ist Thomas Michel zufolge oft ein Hemmschuh: "Der Deutsche ist bei so etwas eher etwas schwerfällig."

Mit dem Wechsel können aber durchaus auch Nachteile verbunden sein: So ist meist kein echtes Call-by-Call mehr möglich, weil die Regionalanbieter nicht verpflichtet sind, ihre Leitungen für dritte Anbieter zu öffnen. Dafür werden Kunden mit allerlei Extras gelockt. Dazu gehören Gesprächsguthaben beim Telefonieren, Nulltarife bei Ortsgesprächen im selben Netz, mehreren E-Mail-Adressen und bis zu 20 Megabyte Speicherplatz für eine eigene Homepage.

Standard sind die All-inclusive-Pakete, die meist aus DSL-Zugang, ISDN-Telefonanschluss und Internet-Flatrate bestehen. Die monatlichen Gebühren dafür liegen durchschnittlich zwischen 50 und 70 Euro. Florian Schuster, stellvertretender Chefredakteur der in München erscheinenden Computerzeitschrift "Chip", gibt jedoch zu bedenken, dass diese Komplettangebote nicht für jedermann notwendig seien. Die Flatrates etwa seien für viele Anwender überdimensioniert. Oft würde eigentlich auch ein Tarif für weniger als zehn Euro reichen.

Doch die Zeiten der Flatrate neigten sich sowieso dem Ende zu: "Die so genannten Poweruser, die rund um die Uhr im Netz sind und riesige Datenmengen herunterladen, verursachen einen extremen Datenverkehr", erläutert Thomas Michel. Das sprenge jede Kalkulation und sei von den Anbietern ursprünglich unterschätzt worden.

Ganz andere Probleme haben derzeit noch Internetfans aus den neuen Bundesländern: Sie sind bisher größtenteils vom DSL-Boom abgekoppelt. Die nach 1990 im Osten verlegten Glasfaserkabel sind daran Schuld - für DSL wird auf der so genannten letzten Meile eine Kupferleitung benötigt. "Die Umrüstung der Glasfaserkabel ist wiederum teuer", sagt Schuster. So wird man sich in Ostdeutschland wohl noch eine Weile gedulden müssen.

Auch wer auf dem Land wohnt, muss sich vorerst mit gemächlicheren Internetgeschwindigkeiten begnügen. Hier bremst die Entfernung zu den Vermittlungsstellen der Telekommunikationsanbieter den "Turbo im Netz". Deshalb wird DSL dort gar nicht angeboten und man muss sich mit ISDN-Geschwindigkeit begnügen oder es wird richtig teuer: Natürlich kann man sich auch einen Internetzugang per Satellit zu legen, den gibt es beispielsweise bei Strato oder der Telekom. DSL "vom Himmel" ist allerdings nicht ganz billig.