Absturz

WorldCom mit Falschbuchungen von 3,85 Milliarden Dollar

Weiterer Kursfall der WorldCom-Aktie
Von dpa / Marc Baumann

Die zweitgrößte amerikanische Ferngesprächs-Telefonfirma WorldCom Inc. hat Falschbuchungen von 3,85 Milliarden Dollar (4 Milliarden Euro) in ihren Bücher entdeckt. Das schwer angeschlagene Unternehmen hat seinen Finanzchef Scott Sullivan sofort entlassen.

Es will seine Geschäftsergebnisse für das Jahr 2001 und für das erste Quartal dieses Jahres neu herausgeben und am Freitag mit der Entlassung von 17 000 Mitarbeitern beginnen. Dies teilte WorldCom gestern nach Börsenschluss mit.

"Unser Führungsteam ist geschockt", erklärte WorldCom-Chef John Sidgmore. Er hatte seinen Posten erst am 29. April übernommen. WorldCom solle mit den höchsten ethischen Maßstäben betrieben werden, versicherte er. Die Gesellschaft bleibe lebensfähig.

WorldCom mit Sitz in Clinton (Mississippi) hat die amerikanische Wertpapier- und Börsenkommission SEC und ihre wichtigsten Banken von den Entdeckungen informiert. Die Gesellschaft hatte durch eine firmeninterne Untersuchung heraus gefunden, dass der Transfer bestimmter Kosten zu Kapitalkonten nicht im Einklang mit den amerikanischen Buchführungsregeln (GAAP) gemacht wurde.

Der Transfer habe im vergangenen Jahr 3,05 Milliarden Dollar und im ersten Quartal dieses Jahres 797 Millionen Dollar betragen. Ohne diese Transfers wäre der EBITDA-Gewinn vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Amortisation auf 6,3 Milliarden Dollar und für das erste Quartal 2002 auf 1,37 Milliarden Dollar reduziert worden. Es wäre für 2001 und für das erste Quartal 2002 ein Nettoverlust angefallen, betonte WorldCom.

Die WorldCom-Aktien sind nachbörslich von 83 Cents auf nur noch 35 Cents eingebrochen. Sie hatten auf dem Höhepunkt des Telekom-Booms der neunziger Jahre zeitweise mit über 60 Dollar notiert.

WorldCom war in den achtziger und neunziger Jahren durch den Aufkauf zahlreicher Gesellschaften rasant gewachsen. Das Unternehmen sitzt auf einem Schuldenberg von mehr als 30 Milliarden Dollar. Die SEC hatte WorldCom bereits unter der Lupe.