Bilanzskandal

WorldCom: Insolvenz nicht ausgeschlossen

Vollständige Aufklärung angekündigt
Von dpa / Marie-Anne Winter

Der angeschlagene US-Telekomkonzern WorldCom will eine Insolvenz unbedingt vermeiden, kann eine Form der Zahlungsunfähigkeit aber nicht ausschließen. Das sagte Unternehmenschef John Sidgmore am Dienstag vor der Presse in Washington. Zur Zeit liefen Verhandlungen mit zwei Banken über eine Lösung der Kreditfrage.

WorldCom verfüge über rund zwei Milliarden Dollar (2,03 Milliarden Euro) Kapital auf Bankkonten, sagte Sidgmore. Gleichzeitig schuldet das Unternehmen den Banken mehrere Milliarden und ist in Zahlungsverzug geraten. Das Management sei zuversichtlich, bereits Ende dieser Woche einen Vorschlag präsentieren zu können. Unter anderem werde der Verkauf von Unternehmensteilen und Immobilen erwogen. Die Kreditgeber hätten bislang keine beschleunigte Schuldenrückzahlung gefordert. Auch hätten Großkunden bislang keine Dienste gekündigt.

WorldCom hatte Falschbuchungen über 3,8 Milliarden Dollar zugegeben und weitere Unregelmäßigkeiten angedeutet. Jetzt sollen dem Unternehmenschef zufolge sämtliche Regelverstöße der Vergangenheit überprüft werden. "Wir werden alles veröffentlichen, was wir wissen, sobald wir es wissen", sagte Sidgmore. "Wir werden Verstöße in der Vergangenheit voll untersuchen."

Sidgmore hatte vor rund zwei Monaten die Leitung des Konzerns von Bernard Ebbers übernommen. Finanzchef Scott Sullivan wurde entlassen, nachdem der Buchführungsskandal bekannt geworden war. Die US- Börsenaufsichtsbehörde hat WorldCom wegen Verstoßes gegen die Börsengesetze verklagt. Sie will einen Aufseher einsetzen, der sicherstellen soll, dass keine Dokumente zerstört oder verändert werden und Spitzenmanager keine Abstands- und Bonuszahlungen mehr erhalten.