Absturz

WorldCom-Aktien um 90 Prozent abgestürzt

Aktie nur noch wenige Cent wert, Bericht an SEC abgegeben
Von dpa / Karin Müller

Der Aktienkurs des in einen Buchführungsskandal verwickelten US-Telekomriesen WorldCom ist heute an der NASDAQ-Börse um 90,3 Prozent auf nur noch 8 Cents abgestürzt. Der Handel war in der Vorwoche von der NASDAQ bei einem Kurs von 83 Cents wegen der WorldCom-Buchführungsmanipulationen ausgesetzt worden und war erst am Montag wieder aufgenommen worden. Die Aktien hatten zwischenzeitlich an anderen elektronischen Märkten bereits einen entsprechenden Einbruch vorweggenommen. Die NASDAQ-Börse hat WorldCom darüber informiert, dass die WorldCom-Aktien ab 5. Juli vom Kurszettel verschwinden.

WorldCom hat eine detaillierte Erklärung über die geplante Änderung seiner Finanzergebnisse für das Jahr 2001 und das erste Quartal 2002 bei der US-Wertpapier- und Börsenkommission SEC abgegegen. Der Prüfungsausschuss der Gesellschaft untersucht auch die Unterlagen für die Jahre 1999 bis 2001, teilte die Gesellschaft heute mit. Das Unternehmen hat den Wirtschaftsprüfer KPMG um Hilfe bei der Überprüfung gebeten.

WorldCom sei von seinen Banken und Kreditgebern informiert worden, das eine Vertragsverletzung bei Verbindlichkeiten im Rahmen der Kreditfazilität von 2,65 Milliarden Dollar und bei einer ungesicherten Kreditfazilität von 1,6 Milliarden Dollar erfolgt sei, erklärte die Gesellschaft. Deshalb könnten die Banken eine beschleunigte Rückzahlung verlangen. Damit würde eine sofortige Rückzahlung erforderlich, falls die Kreditgeber dies verlangten. Der neue WorldCom-Chef John Sidgmore verwies aber auf Verhandlungen mit den Geldgebern über eine Ersatzfazilität und hofft letztlich auf eine Lösung.

Die Prüfer, die den Buchführungsskandal von WorldCom untersuchen, wenden ihre Aufmerksamkeit dem kürzlich rausgedrückten Unternehmenschef Bernard J. Ebbers zu. Sie wollen herausfinden, welche Rolle er bei dem angeblichen Betrug gespielt hat, berichtet das "Wall Street Journal" heute in seiner Onlineausgabe.

Die an zahlreichen Untersuchungen beteiligen Prüfer seien zunehmend überzeugt, dass sie weitere Beweise für unangemessene Buchführung finden würden, die über die 3,8 Milliarden Dollar (3,83 Mrd Euro) hinausgehen, die WorldCom vergangene Woche bekannt gegeben hatte. WorldCom hatte mit seinen Buchführungsmethoden tatsächliche Verluste in fiktive Gewinne verwandelt.