Bilanzskandal

Ex-WorldCom-Chef sieht Schuld für Bilanzmanipulationen nicht bei sich

US-Präsident Bush fordert strenge Bestrafung für Wirtschaftskriminalität
Von dpa / Marie-Anne Winter

Der ehemalige Chef des angeschlagenen US-Telekomkonzerns WorldCom hat alle Schuld an dem Buchschwindel seines Unternehmens zurückgewiesen. "Niemand wird zu dem Schluss kommen, dass ich etwas Kriminelles oder Betrügerisches getan habe", sagte Bernard Ebbers gestern vor dem Finanzdienste-Ausschuss des Abgeordnetenhauses. "Ich habe nichts zu verbergen." Anschließend verweigerte Ebbers jede weitere Aussage. Auch der gefeuerte Finanzchef Scott Sullivan machte von seinem Recht der Aussageverweigerung Gebrauch.

WorldCom hatte vor zwei Wochen zugegeben, seit Anfang vergangenen Jahres 3,85 Milliarden Dollar Ausgaben als Investitionen statt als laufende Kosten verbucht zu haben. Weil die Summe damit über Jahre abgeschrieben werden kann, wies WorldCom Gewinne statt Verlusten aus. Die Wertpapier- und Börsenaufsicht (SEC) hat WorldCom wegen Betrugs angeklagt. Der zweitgrößten US-Telefongesellschaft für Ferngespräche, die auf 30 Milliarden Dollar Schulden sitzt, droht der Konkurs.

Mitglieder des Ausschusses zeigten sich empört über Ebbers Verhalten. Der Unternehmer habe die Chance genutzt, seine Unschuld zu beteuern, verweigere aber weitere Stellungnahmen zu Fragen der Abgeordneten, sagte ein Senator.

Der Ausschussvorsitzende Michael Oxley geht davon aus, dass bei der internen Untersuchung bei WorldCom weitere Falschbuchungen ans Licht kommen. "Ich fürchte, es könnte eine weitere Milliarde Dollar sein", sagte er am Montag vor der Anhörung im US-Fernsehen.

Vor dem Hintergrund der jüngsten Serie von Finanzskandalen wollte sich der Senat auch mit strengeren Gesetzen zur Aufsicht der Buchprüfer befassen. Präsident George W. Bush hat für heute eine Rede an der Wall Street angekündigt, in der er Firmenchefs zur Verantwortung aufrufen und strenge Strafen für Wirtschaftskriminalität fordern will.