absturz

SEC verklagt WorldCom

Möglicher Konkurs in Sicht
Von dpa / Marc Baumann

Der Skandal um die betrügerischen Falschbuchungen bei dem amerikanischen Telekomkonzern WorldCom zieht immer weitere Kreise. Ein Konkurs des Unternehmens ist nach Darstellung von Marktkennern nicht mehr auszuschließen. Sollte WorldCom früher oder später Gläubigerschutz bei einem Konkursrichter suchen, wäre dies der größte Konkurs der US-Geschichte. WorldCom hatte zum Jahresende Vermögenswerte von rund 104 Milliarden Dollar (106 Milliarden Euro).

Die amerikanische Wertpapier- und Börsenkommission SEC hat eine zivilrechtliche Betrugsklage gegen WorldCom eingereicht. Ein Kongressausschuss will eine Untersuchung einleiten. US-Präsident George W. Bush ist über den WorldCom-Skandal erzürnt und will Leute zur Verantwortung ziehen. Das US-Justizministerium ist ebenfalls mit dabei.

Die SEC hat den ungewöhnlichen Schritt unternommen, eine zivilrechtliche Betrugsklage gegen WorldCom einzureichen, um die Zerstörung von Dokumenten zu verhindern. Dies hat SEC-Chef Harvey L. Pitt nach einem heutigen Bericht der "New York Times" mitgeteilt. Die SEC hatte bereits eine eigene Untersuchung gegen WorldCom laufen.

Die SEC hat nach Angaben der Zeitung WorldCom in der Klage vorgeworfen, die Antibetrugs- und die Berichterstattungsvorschriften der Wertpapiergesetze verletzt zu haben. Die Gesellschaft habe ein Buchführungsverfahren eingerichtet, um die Gewinne so zu manipulieren, dass sie Wall-Street-Erwartungen erfüllen und den Aktienkurs des Unternehmens stützen.

WorldCom habe Gebühren, die das Unternehmen an andere Kommunikationsfirmen zur Nutzung ihrer Netze zahlte, als Investitionen verbucht. Hierdurch seien Verluste verschleiert worden. Das Unternehmen habe die Buchführungsstrategie Anfang 2001 eingeführt als die konjunkturelle Abschwächung zu einem WorldCom-Gewinnrückgang geführt hatte.

Der Handel in WorldCom-Aktien war gestern an der NASDAQ-Börse beim Kurs von 83 Cents ausgesetzt worden, doch gab es an anderen elektronischen Märkten Notierungen zwischen 9 und 23 Cents. Die WorldCom-Aktien hatten 1999 noch bei 62 Dollar gelegen.

WorldCom hat mehr als 30 Milliarden Dollar Schulden. Das Unternehmen hatte mit den Banken über eine neue Milliarden-Kreditlinie verhandelt. Neue Gelder scheinen jetzt angesichts der betrügerischen Manipulierung der Geschäftsergebnisse außer Frage zu stehen. WorldCom hat nach Darstellung der "New York Times" noch 2,5 Milliarden Dollar in bar, die wahrscheinlich in drei Monaten aufgebraucht sein könnten. Morgen beginnt WorldCom mit der Entlassung von 17 000 Beschäftigten. Das sind rund 20 Prozent der Mitarbeiter.