Gerüchteküche II

FTD: Stoppt MobilCom den UMTS-Netzaufbau?

Auch GPRS-Start steht in Frage
Von Marie-Anne Winter

Nach Informationen der Financial Times Deutschland (FTD [Link entfernt] ) hat der neue Chef der angeschlagenen Telefongesellschaft MobilCom, Thorsten Grenz, den Aufbau eigener UMTS-Netze eingefroren. Das Blatt bezieht sich auf Informationen aus Unternehmenskreisen. Auch der Start für den schnellen Übertragungsstandard GPRS stehe in Frage. Eigentlich wollte das Unternehmen GRPS im Laufe dieses Jahres auf dem Netz von E-Plus anbieten.

Die FTD zitiert einen "leitenden Mitarbeiter" des Unternehmens: "Der Investitionsstopp droht unser künftiges Geschäft zu gefährden". Gegenüber teltarif.de sagte Torsten Kollande, Pressesprecher von MobilCom: "Das UMTS-Netz wird gebaut." Unklar sei allerdings, in welchem Zeitraum. Zu allen weiteren Fragen gab es keine Stellungahme.

MobilCom verdient als Service-Provider hauptsächlich mit Provisionen der Netzbetreiber, deren Verträge MobilCom vermittelt und mit dem Verkauf von Handys. Mittlerweile ist der Markt in Deutschland weitgehend gesättigt, weshalb es immer aufwändiger für das Unternehmen wird, Neukunden zu gewinnen. Der Umsatz von MobilCom ging im ersten Quartal 2002 bedenklich zurück. Geradezu überlebensbedrohlich wirkt sich auch die Auseinandersetzung mit dem Großaktionär France Telecom aus. Dadurch wird der nach zähem Ringen abgelöste Firmengründer Gerhard Schmid anstrebte Umbau des Unternehmens vom Service-Provider ohne eigene Infrastruktur zum Netzbetreiber gefährdet. Schmid hatte auf den UMTS-Markt gesetzt, der Wachstumschancen und vor allem eigene Einnahmen versprach. Die nötigen Gelder in Höhe von 11 Milliarden Euro für den Netzaufbau sollten von France Telecom kommen. Der hoch verschuldete Konzern hatte vor, die Investitionen zu kürzen, wodurch es zu dem Streit gekommen war, der Schmid seinen Posten gekostet hat und nun eventuell auch die Zukunft der UMTS-Pläne der Büdelsdorfer in Frage stellt.

Inzwischen sollen sich auch die Netzausrüster Siemens, Nokia und Ericsson gegenüber MobilCom sehr zurückhaltend verhalten. Die Ausrüster reagierten mit der Zurückhaltung von Bestellungen auf die Bemühungen von France Telecom, ihnen einen Forderungsverzicht abzuringen. Ericsson und Nokia sollen MobilCom Lieferantenkredite über 1,1 Milliarden Euro gewährt haben. France Telecom habe mit der Insolvenz von MobilCom gedroht, wenn sie sich nicht auf einen Teilverzicht einließen.