Gerangel

Telekom-Aufsichtsräte verhandeln weiter über Sommer-Nachfolge

Gerd Tenzer als Nachfolger gehandelt
Von dpa /

Im Personalpoker um eine Ablösung von Telekom-Chef Ron Sommer hat der Aufsichtsrat am Samstag hinter den Kulissen seine Beratungen fortgesetzt. In Telefongesprächen werde die Sondersitzung am nächsten Dienstag vorbereitet, erfuhr die dpa aus dem Umfeld des 20-köpfigen Gremiums. Schon am Freitagabend hatte das Präsidium des Aufsichtsrats nach einem Bericht des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" stundenlang telefoniert, um das Schicksal von Sommer zu besiegeln.

Nach Berichten der Nachrichtenmagazine Focus und Spiegel soll Sommer am Dienstag durch Technik-Vorstand Gerd Tenzer ersetzt werden. Darauf habe sich das Präsidium des Aufsichtsrats am Freitagabend verständigt. Wie "Focus" weiter berichtete, soll Telekom-Finanzchef Karl-Gerhard Eick bei der außerordentlichen Aufsichtsratssitzung am Dienstag zum stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden bestellt und damit aufgewertet werden.

Die für eine Ablösung Sommers notwendige Zweidrittelmehrheit will sich der Bund laut "Spiegel" durch ein Zugeständnis an die Gewerkschaften sichern. "Die Mehrheit steht", erklärte ein hoher Regierungsbeamter dem Hamburger Magazin. Nur mit Tenzer wolle die Arbeitnehmerseite dem Wechsel an der Spitze von Europas größtem Telefonkommunikationskonzern zustimmen.

Die Gewerkschafter hätten Aufsichtsrats-Chef Hans-Dietrich Winkhaus, der die Anteilseigner vertritt, vor die Alternative "Tenzer oder keiner" gestellt. "Auch wir unterstützen diesen Kandidaten", erklärte ein Vertreter der Bundesregierung dem "Spiegel". Die Übergangszeit solle für ein "geordnetes Personalfindungsverfahren" genutzt werden.

Am Freitag hatten Mitglieder des Telekom-Aufsichtsrats, Mitarbeiter des Unternehmens sowie Unions-Kanzlerkandidat Edmund Stoiber Bundeskanzler Gerhard Schröder wegen angeblicher Einflussnahme auf die Personalentscheidung des Bonner Konzerns angegriffen. Schröder wies den Vorwurf, hinter den Kulissen einen Nachfolger für Sommer zu suchen, strikt zurück. Die T-Aktie lag bei Börsenschluss mit einem Plus von 4,57 Prozent bei 12,14 Euro.

In überregionalen Tageszeitungen war ein von rund 18 000 Telekom-Mitarbeitern unterzeichneter offener Brief "an die politisch Verantwortlichen" veröffentlicht worden. Darin wurde die Sorge geäußert, die Telekom werde als "politischer Spielball" missbraucht.

Sommer lehnt seinen Rücktritt unterdessen weiter ab.