Kabelkrise

Schnelle Überwindung der akuten Krise der Kabelnetze gefordert

FTD: Liberty Media unternimmt einen neuen Versuch, die Telekom-Kabel-Netze zu übernehmen
Von dpa / Marie-Anne Winter

Eine schnelle Überwindung der akuten Krise in den deutschen Kabelnetzen hat der Direktor der Medienanstalt Berlin-Brandenburg, Hans Hege, gefordert. Das Kabelnetz sollte aus der Telekom herausgelöst und eigenständig werden. "Die neue Gesellschaft, an der der Bund auch weiterhin beteiligt sein kann, dürfte Teile der Netzebene vier erwerben - was der Telekom nicht erlaubt worden wäre. So ließe sich diese wertvolle Infrastruktur doch noch entwickeln", sagte er in einem Interview für den wöchentlichen dpa-Themendienst "Dossier Medien", das sich in einem Spezial mit dem Thema "20 Jahre Kabelfernsehen in Deutschland" befasst. Als Netzebene vier wird der direkte Zugang zum Endverbraucher bezeichnet.

Derzeit sei der Ausbau der Kabelnetze aus Finanznot der neuen Betreiber ish und iesy unterbrochen und der Verkauf der Netze der Deutschen Telekom komme nicht voran. "Hinzu kommt, dass die wichtigsten Aufgaben weiter ungelöst sind: Eine neue Industrie zu werden, eine Branche umzubauen, die mit ihren Strukturen den Herausforderungen nicht gewachsen ist, das Kabel zum Königsweg der Informationsgesellschaft zu machen."

Hege beklagte, dass es keine ordnungspolitische Konzeption für die Privatisierung der Kabelnetze gegeben habe. "Man hätte das Kabel bei der Privatisierung der Telekom gleich ausgliedern müssen und mit der Netzebene vier fusionieren." So sei die Telekom beim schnellen Internet schon wieder bei der nächsten Machtposition. "Deshalb brauchen wir das Kabel als Konkurrenz zum Telefon."

In Deutschland schwanke man zwischen zwei Extremen: Auf der Netzebene vier fänden sich mittelständische Strukturen mit vielen kleinen Anbietern, während die Kabelnetze eine so hohe Konzentration aufweisen, wie nirgendwo sonst auf der Welt. "Der Verbraucher kann in Deutschland seine Kabelgesellschaft nicht wählen wie seinen Telefon- und Stromanbieter. Nirgendwo gibt es so wenig Infrastrukturwettbewerb wie beim breitbandigen Zugang für Privathaushalte, soweit es im Fernsehen um breitbandiges Internet geht. Deshalb plädiere ich dafür, dass der Nutzer die Wahl haben muss, von wem er Angebote bezieht, es folglich keine exklusive Kundenbeziehung geben darf."

In der Financial Times Deutschland (FTD [Link entfernt] ) ist heute zu lesen, dass Liberty Media zur Zeit einen neuen Versuch unternimmt, das Kabelnetz der Telekom zu übernehmen. Liberty wollte insgesamt sechs Kabelgesellschaften der Telekom für etwa 5,5 Milliarden Euro übernehmen, scheiterte aber am Veto der deutschen Wettbewerbshüter. Inzwischen ist der Wert der Netze beträchtlich gesunken. Die Telekom hat bereits eine Präsentation für zwölf ausgewählte Kaufinteressenten veranstaltet. Ab dem 24. Juli sollen die ersten Angebote eingehen. Insider erwarten laut FTD, dass der Preis für die Telekom-Kabelnetze zwischen 2,5 und 3 Milliarden Euro liegen wird.