T-Turbulenzen

Machtkampf um die Telekom-Spitze vor der Entscheidung

Ron Sommer: Darf er bleiben oder muss er gehen?
Von dpa / Marie-Anne Winter

In dem tagelangen Machtkampf um eine Ablösung von Telekom-Chef Ron Sommer soll heute die Entscheidung fallen. Der Aufsichtsrat der Telekom wird bei einer Sondersitzung über die Zukunft Sommers beraten. Eine Mehrheit für den als wahrscheinlichen Sommer-Nachfolger gehandelten Telekom-Technik-Vorstand Gerd Tenzer galt zuletzt wieder als fraglich. Mehrere Vorstände sollen Front für Sommer machen. Die Börse quittierte am Montag die Spekulationen um Tenzer mit einem Einbruch der T-Aktie um 15,16 Prozent auf 10,30 Euro.

Der Telekom-Vorstand tagte am Montag stundenlang in einer Sondersitzung - mit Sommer und Tenzer. Eventuelle Ergebnisse wurden nicht bekannt. Es habe eine "kritische" Diskussion gegeben, verlautete lediglich aus Unternehmenskreisen.

Sommer will nach bisherigen Angaben bei der Sitzung der 20 Aufsichtsratsmitglieder gegen eine Abberufung kämpfen und seinen Kurs verteidigen. Auch Tenzer werde an der Sitzung teilnehmen, verlautete aus dem Unternehmen. Für eine Abberufung Sommers im ersten Wahlgang sind mindestens 14 Stimmen notwendig. Im zweiten Durchgang genügt eine einfache Mehrheit von 11 Stimmen, wobei Aufsichtsratschef Hans-Dietrich Winkhaus zwei Stimmen hat.

Die Telekom-Aktie stoppte mit dem Einbruch von Montag ihren Erholungskurs, der mit Aufflammen der Gerüchte um einen Abgang Sommers eingesetzt hatte. Eine Berufung des 59jährigen Tenzer gilt an den Märkten als Notlösung. In den vergangenen Tagen waren in Medienberichten zahlreiche namhafte Manager als mögliche Nachfolger gehandelt worden, die Spekulationen bestätigten sich jedoch nicht.

Bundeskanzler Gerhard Schröder war am Montag noch stärker in die Kritik im Zusammenhang mit dem Hickhack um Sommer geraten. Die Opposition warf ihm vor, die Regierung gehe dilettantisch vor und schade den 2,8 Millionen Kleinaktionären von Europas größtem Telekomkonzern. Einem unbestätigten Bericht der "Bild"-Zeitung zufolge drohen der Bundesregierung als Großaktionär angeblich hohe Schadenersatzklagen von US-Anlegern.

Die Spekulationen um Sommer dauern bereits seit Tagen an. Medienberichten zufolge soll die Bundesregierung die Ablösung des Telekom-Chefs betreiben. Berlin wies eine Einmischung stets zurück. Sommer werden der Kursverfall der Telekom-Aktie, der Schuldenberg von mehr als 60 Milliarden Euro sowie ein Milliardenverlust im vergangenen Jahr zur Last gelegt.