Pleite?

WorldCom dementiert Netz-Stillegung

Zeitungsberichte sehen Konkursantrag in den nächsten Tagen
Von dpa / Karin Müller

Der von einem Bilanzskandal erschütterte amerikanische Telekomkonzern WorldCom könnte einem Zeitungsbericht zufolge am Wochenende einen Konkursantrag stellen. WorldCom würde einen Konkursantrag im Rahmen des Kapitel Elf des US-Konkursrechtes stellen, der eine Weiterführung der Geschäfte erlaubt, während das Unternehmen einen Plan zur Schuldenrückzahlung ausarbeitet, berichtete das "Wall Street Journal" heute in seiner Online-Ausgabe. Nach Informationen der Zeitung reiche das Geld bei WorldCom nur noch für vier bis fünf Tage aus.

Er sehe keine Gefahr, dass das Netz stillgelegt oder dass die Operationen eingestellt würden, betonte WorldCom-Chef John Sidgmore im "Wall Street Journal". Die Behörden in Washington versuchten fieberhaft, Betriebsausfälle bei WorldCom zu verhindern, schreib das Blatt.

Es wäre der größte Konkurs eines US-Unternehmens und würde die Enron-Insolvenz weit in den Schatten stellen. WorldCom hatte am 31. März Vermögenswerte in Höhe von 103,8 Milliarden Dollar (102,8 Mrd Euro), während der Energiehändler Enron beim bisher größten Konkursantrag der US-Geschichte nur 63,4 Milliarden Dollar aufgeführt hatte.

WorldCom, der zweitgrößte US-Anbieter von Ferngesprächen, hatte durch Falschbuchungen in Höhe von 3,8 Milliarden Dollar tatsächliche Verluste in fiktive Gewinne verwandelt. Das Unternehmen wird von der SEC und dem Kongress untersucht.

Der Konzern, der sein Telefongeschäft unter der Marke MCI betreibt, hat 20 Millionen Telefon- und tausende Unternehmenskunden. WorldCom wickelt auch 50 Prozent des gesamten amerikanischen und einen erheblichen Teil des internationalen Internetverkehrs ab.

Dem "Wall Street Journal" zufolge verfügt WorldCom nur noch über 600 bis 700 Millionen Dollar in bar. Davon entfielen aber rund 250 Millionen Dollar auf die Auslandsoperationen, die wahrscheinlich nicht in den Konkursantrag inbegriffen sein würden. Ein Konkurs könnte vor dem angestrebten Termin am Montag erfolgen oder möglicherweise zu einem späteren Zeitpunkt, hieß es in der Zeitung.

WorldCom habe sich in den vergangenen Tagen um Finanzierungen von 2,5 Milliarden Dollar von seinen Banken bemüht, um nach einen Konkursantrag weiter operieren zu können. Das Paket werde von der J.P. Morgan Chase, der Citigroup und der GE Capital, der Finanzsparte von General Electric, geschnürt. Eine Finanzierung würde WorldCom helfen, schneller aus einer Reorganisation herauszukommen.

"Falls wir durch das Kapitel-Elf-Verfahren gehen, werden wir gut finanziert sein und am anderen Ende als starkes, gesundes Geschäft herauskommen", versicherte Sidgmore, der die WorldCom-Führung im April von Bernard J. Ebbers übernommen hatte.