Blauzahn

Schluss mit dem Kabelsalat - Bluetooth kommt

Echte Mobilität durch drahtlose Datenübertragung
Von dpa / Marie-Anne Winter

Was nützt der tragbare Laptop, wenn man durch die nötigen Peripherie-Kabel für den Drucker oder den Internetzugang doch an den Schreibtisch gebunden ist? Wer Wert auf Mobilität legt, kann sich allerdings mit Hilfe drahtloser Funkverbindungen zusätzlichen Bewegungsspielraum verschaffen. Neben der bereits etablierten Wireless-LAN-Technik setzt sich auf diesem Gebiet ein neuer Standard durch: Bluetooth. Ob als Kabelersatz am Computerarbeitsplatz, für den Internetzugang oder für den Datenaustausch zwischen Computer und Handheld oder Handy - Bluetooth eröffnet auch Computerlaien neue Möglichkeiten der mobilen Kommunikation.

"Bluetooth wird sich durchsetzen", sagt Ilja Kramer vom Mediamarkt in Hamburg. "Das ist äußerst praktisch: Man kann damit zum Beispiel eine ständige Datenverbindung zwischen PC und PDA oder Handy einrichten." Und mit einem Bluetooth-Drucker entfalle das lästige Kabelgewirr unter dem Schreibtisch. Der Komfort hat jedoch auch seinen Preis - so kostet beispielsweise ein Handheld von Compaq mit Bluetooth 960 Euro, einen passenden Drucker bietet unter anderem Hewlett Packard für 459 Euro an.

In Anspielung auf den dänischen König Harald Blauzahn - auf Englisch: "Bluetooth" - dem es vor etwa 1000 Jahren gelang, alle dänischen Provinzen zu einem Königreich zu vereinen, wollte die schwedische Firma Ericsson als Initiator der Bluetooth-Technologie vor allen Dingen eines mit der neuen Funktechnik erreichen: möglichst viele verschiedene Computeranwendungen zu vernetzen - und das ohne begrenzende Kabel.

So gehören mittlerweile auch schnurlose Internetzugänge via Bluetooth zur Produktpalette. "Damit kann man im Garten oder auf der Terrasse arbeiten, mailen und im Internet surfen", erklärt Betina Albers, Sprecherin der Computertechnik-Firma AVM in Berlin. Zu diesem Zweck bietet der Hersteller ein Starterkit für 284 Euro mit einer Bluetooth-Telefonanlage und einem Bluetooth-USB-Adapter für den Laptop an. Die Reichweite betrage 100 Meter, allerdings verringere sie sich durch Wände. Tests hätten ergeben, dass sich in einer normalen Wohnung faktisch 30 Meter Reichweite ergeben, so Albers.

Eine Konkurrenz zur Wireless-LAN-Technik, die für den schnurlosen Internetzugang bislang noch verbreiteter ist, soll Bluetooth der Sprecherin zufolge jedoch nicht werden: "Bluetooth ist für eine ganz andere Zielgruppe gedacht: Man braucht kein Netzwerk-Spezialist zu sein, um die Verbindung einrichten zu können. Das ist ganz einfach zu installieren." Bluetooth lohne sich für eine Familie mit zwei bis drei PCs, die Zugang zum Internet benötigen. Wireless-LAN sei dagegen eine umfassendere, aber auch teurere Lösung.

Auch für Kunden, die auf mobiles Arbeiten angewiesen sind, sei Bluetooth eine Erleichterung, sagt Stefan Piper von IBM Deutschland mit Sitz in Berlin. "Ein Außendienstmitarbeiter zum Beispiel, der nur einmal die Woche ins Büro kommt, kann auch ohne festen Arbeitsplatz den Bluetooth-Drucker bedienen und auf das Firmen-Netzwerk zugreifen." Außerdem können Mitarbeiter einer Firma über die neue Netzwerktechnik spontan in einem Meeting Daten austauschen.

"Mit Hilfe der Bluetooth-Technik erkennen sich die Geräte automatisch", erklärt Ulrich Siebert, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Kommunikationstechnik der Universität Kassel. Während des Verbindungsaufbaus könne der Nutzer dann bestimmen, inwieweit das andere Bluetooth-Gerät auf den eigenen Rechner zugreifen darf. Eine vorinstallierte Software, das so genannte "Profil", zeige automatisch an, welche Möglichkeiten der Kommunikation sich mit dem anderen Gerät bieten. So biete ein Bluetooth-Handy nach der virtuellen Begrüßung dem Laptop sogleich seinen Dienst als mobiler Internetzugang an.

Ein wesentlicher Unterschied sei dabei die Datentransferrate: Während bei Wireless-LAN elf Megabit pro Sekunde durch die Luft sausen, schafft Bluetooth nur 721 Kilobit. Für Text- und Internetanwendungen reicht das Siebert zufolge aber völlig aus.

Ein Problem bei den Funkverbindungen sei die Sicherheit der übertragenen Daten, warnt Damian Weber, Kryptologe an der Fachhochschule Trier. Trotz eines Verschlüsselungsverfahrens und des ständigen Wechsels der Funkfrequenzen während der Übertragung sei nicht auszuschließen, dass ein Hacker über die Funkverbindung geheime Daten ausspäht. Verbraucher könnten jedoch hoffen, dass sich diese Sicherheitslücken bis zum kommenden Jahr schließen: Dann kommt nämlich die nächste Version Bluetooth 2.0 auf den Markt.