Erweiterung

Telekom will Haus-Breitbandkabel der Wohnungsfirmen modernisieren (aktualisiert)

Außer TV-Empfang weitere Dienste möglich
Von dpa / Karin Müller

Die Deutsche Telekom will die häuslichen Breitbandkabel der Wohnungswirtschaft aufrüsten und für mehr nutzen als nur den herkömmlichen TV-Empfang. Das Bundeskartellamt gab dafür grünes Licht, wie die Behörde heute in Bonn mitteilte. Die Telekom könne damit auf dem modernisierten Netz neue Dienste anbieten, wie breitbandiges Internet, zusätzliche digitale TV-Kanäle oder Spiele. Die Wohnungsbauunternehmen sollen weiterhin für die Versorgung mit Radio- und Fernsehsignalen zuständig sein.

Nach dem Kooperationsmodell werde die Telekom über ihre Tochter Kabel Deutschland GmbH (KDG) eng mit den regionalen Wohnungsbauunternehmen zusammenarbeiten. Gegen eine solche Kooperation gebe es keine kartellrechtliche Bedenken, hieß es von den Wettbewerbshütern. Da die Wohnungsbaugesellschaften auf Grund ihrer Größe und Finanzkraft kaum in der Lage sein dürften, das Netz entsprechend aufzurüsten und neue Dienste anzubieten, stünden sie hier in keinem Wettbewerbsverhältnis zur Telekom. Dabei geht es um die so genannte Netzebene 4, den Anschluss im Haus der Kunden.

Ein Sprecher der Telekom betonte jedoch, dass das Unternehmen nicht wieder ins Kabelgeschäft einsteigen wolle. Das TV-Kabelnetz des Ex-Monopolisten stehe nach wie vor zum Verkauf. Mit mehreren Wohnungsbaugesellschaften in Berlin habe die Telekom in einem Pilotprojekt zeigen wollen, was mit der Aufrüstung des Kabelnetzes alles möglich sei. Dieses Vorhaben sei damals beim Kartellamt eingereicht worden. Die Genehmigung der Wettbewerbshüter ist nach den Worten des Telekom-Sprechers ein positives Signal für den Verkauf des TV-Kabelnetzes.

Im Februar hatte das Kartellamt den milliardenschweren Einstieg des US-Medienkonzerns Liberty Media ins deutsche TV-Kabelnetz der Telekom aus Wettbewerbsgründen untersagt. Der Verkauf des Kabelnetzes hätte der Deutschen Telekom 5,5 Milliarden Euro gebracht. Experten gehen inzwischen davon aus, dass das Unternehmen heute einen solchen Preis nicht mehr erzielen würde. Zusätzlich haben sich die Aussichten durch die Insolvenz der Callahan NRW, die in Nordrhein-Westfalen über ihre Tochterfirma ish die Kabelnetze betreibt, verschlechtert.

Die Erlöse aus dem Verkauf des Kabelnetzes sind ein wichtiger Baustein zur Verringerung der drückenden Schuldenlast (65 Mrd Euro) der Telekom. Diese sucht nach wie vor nach Käufern für ihr noch nicht veräußertes Restnetz von rund 60 Prozent. Die Telekom-Leitungen reichen meist nur bis zur Grundstücksgrenze (Netzebene 3). Die Endversorgung der Kunden wird von kleineren regionalen Netzbetreibern, darunter Hausbaufirmen, übernommen.