außerplanmäßig

MobilCom kann Umsatzrückgang im 2. Quartal stoppen

"Spürbare Einschnitte sind unvermeidbar"
Von Marie-Anne Winter

Neben der Querelen um die Altlasten des ehemaligen Vorstandsvorsitzenden und MobilCom-Gründers Gerhard Schmid und seiner Frau Sibylle Sindram-Schmid gibt es auch neue Zahlen und Fakten zur aktuellen Lage des Unternehmens: Die MobilCom AG erzielte im 2. Quartal 2002 einen Umsatz von 520 Millionen Euro, im ersten Quartal waren es 514 Millionen Euro. Damit konnte der Umsatzrückgang der letzten Quartale gestoppt werden. Das EBITDA verbesserte sich gegenüber dem Vorquartal von minus 120,7 auf minus 49,7 Millionen Euro. Der Konzernverlust stieg von 116,4 Millionen Euro im 1. Quartal auf 172,8 Millionen Euro. Als Grund dafür gibt das Unternehmen außerplanmäßige Abschreibungen und Bildung von Rückstellungen in Höhe von rund 150 Millionen Euro an.

"MobilCom steht vor zwei großen Aufgaben", sagt Dr. Thorsten Grenz, der seit Juni 2002 Vorsitzender des Vorstands ist. "Wir müssen das Service Provider Geschäft sanieren und die Pläne für das UMTS-Geschäft den veränderten Marktbedingungen anpassen. Beide Aufgaben haben wir in Angriff genommen und die ersten Maßnahmen bereits eingeleitet. Spürbare Einschnitte in allen Bereichen des Unternehmens sind dabei unvermeidbar."

Im weiteren Verlauf des Geschäftsjahres erwartet MobilCom keine Verbesserung des Marktumfeldes. Die begonnene Restrukturierung wird weiterhin erhebliche Aufwendungen erfordern, die insbesondere das Ergebnis des 3. Quartals belasten werden. Mit einer spürbaren Verbesserung der Ergebnissituation rechnet das Büdelsdorfer Unternehmen erst im Verlauf des Geschäftsjahres 2003.

Im Geschäftsbereich Mobilfunk telefonierten Ende des 2. Quartals 4,9 Millionen Kunden mit MobilCom. Die Kundenbasis hat sich damit nach Rückgängen zu Beginn des Geschäftsjahres knapp unter der Fünf-Millionen-Marke stabilisiert. Der Anteil der Vertragskunden ist auf 68,2 Prozent gestiegen und liegt damit signifikant höher als der Marktdurchschnitt mit 46 Prozent.

MobilCom erzielte im Segment Mobilfunk im 2. Quartal einen Umsatz von 368,4 Millionen Euro. Im 1. Quartal wurden 350,3 Millionen Euro Erlöse verbucht. Der durchschnittliche Monatsumsatz pro Kunde (ARPU) stabilisierte sich. Die in den Vorquartalen zu beobachtende rückläufige Entwicklung hat sich im 2. Quartal nicht weiter fortgesetzt, sondern zeigt vielmehr einen moderaten Anstieg.

Die anhaltende Ergebnisschwäche im Kerngeschäft GSM-Mobilfunk belegt nach Ansicht von MobilCom die dringende Notwendigkeit konsequenter Gegenmaßnahmen. Die Messlatte "Anzahl Kunden" gehöre der Vergangenheit an. Zukünftig ginge es darum, attraktive Kunden zu vertretbaren Kosten zu gewinnen und zu halten. Darüber hinaus müssen Effektivität und Effizienz in allen Bereichen der Kundenbetreuung und Verwaltung erheblich und nachhaltig gesteigert werden.

Im Festnetzbereich bediente MobilCom im 2. Quartal 2002 nahezu acht Millionen Kunden. Dazu zählen 3,8 Millionen Call-by-Call-Kunden, 950 000 Telefon-Vertragskunden sowie 3,2 Millionen Internet-Kunden. Das Segment erwirtschaftete im 2. Quartal einen Umsatz in Höhe von 143,7 Millionen Euro und liegt damit geringfügig unter dem Wert des Vorquartals von 148,8 Millionen Euro. Der leichte Umsatzrückgang ist Folge eines höheren Anteils preisaggressiver Tarife im Bereich Internet. Das Ergebnis vor Abschreibungen, Zinsen und Steuern (EBITDA) beträgt im 2. Quartal 25,3 Millionen Euro gegenüber 18,1 Millionen Euro im 1. Quartal. Dieses positive Ergebnis sei durch "konsequentes Kostenmanagement und Zurückhaltung bei Investitionen" erreicht worden (EBIT im 1. Halbjahr: 15,5 Millionen Euro).

Zum UMTS-Aufbau berichtet MobilCom, dass derzeit rund 3 600 Standorte für UMTS-Basisstationen angemietet wurden. Davon seien 1 800 bereits mit den nötigen Hochbau- und Elektroinstallationen ausgerüstet. Rund 900 Standorte sollen bereits komplett mit UMTS-Sendeanlagen ausgestattet sein. MobilCom hielte damit den selbstgesetzten anspruchsvollen Zeitplan ein. Damit befände sich MobilCom auf gutem Wege, die Verpflichtung der UMTS-Lizenzbedingungen zu erfüllen, Ende nächsten Jahres 25 Prozent der Bevölkerung mit UMTS-Diensten zu versorgen.

Allerdings sieht sich das Unternehmen in diesem Bereich jetzt mit der Herausforderung konfrontiert, die "beachtlichen Fortschritte beim Netzwerkausbau mit der Marktentwicklung in Einklang zubringen". Es zeichne sich immer deutlicher ab, dass die für einen erfolgreichen kommerziellen Start erforderlichen Voraussetzungen schwer zu erfüllen seien: Zum einen fehle es derzeit noch an überzeugenden, leistungsfähigen und kostengünstigen Endgeräten; zum anderen entwickele sich die Nachfrage nach mobilen Datendiensten derzeit noch weitaus schwächer als erwartet.

Das Unternehmen überprüfe zur Zeit die UMTS-Geschäftspläne vor dem Hintergrund veränderter Rahmenbedingungen. Im 3. Quartal sollen die Ergebnisse in konkrete Maßnahmen umgesetzt werden. Hierzu zähle aller Voraussicht nach auch die Neubewertung der UMTS-Lizenz. Die niederländische PKN hat die UMTS-Lizenz ihrer Tochter E-Plus bereits im vergangenen Quartal als Sonderbelastung abgeschrieben.