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Forschungsleiter Internetwahlen: 2006 schon Parlamentswahl im Netz

Virtuelle Wahl kann schon getestet werden
Von dpa /

Schon in vier Jahren könnte der Bundestag zumindest in einigen Städten per Internet gewählt werden. Diese Ansicht hat der Leiter der Forschungsgruppe Internetwahlen an der Universität Osnabrück, Prof. Dieter Otten, vertreten. "Die Technik ist vorhanden, die Bereitschaft der Menschen sicher auch", sagte Otten der Deutschen Presse-Agentur. Schlagende Argumente seien der zunehmende Mangel an Wahlhelfern - "bundesweit mehr als eine halbe Million" - und die enormen Kosten des derzeitigen Wahlablaufs. Otten: "Vor allem bei der Auszählung der abgegebenen Stimmen ist der Computer unschlagbar."

Mit seiner Forschungsgruppe hat Otten in den vergangenen Jahren Wahlen des Osnabrücker Studentenparlaments sowie für Personal- und Betriebsräte bei großen Landesbehörden und Unternehmen im Internet verwirklicht. "Jeder erhält eine Karte mit elektronischer Signatur, zieht sie durch das Lesegerät, tippt seine Wahl ein, und das Auszählen ist ein Klacks", erläutert der Informatik-Professor.

Für die Internetwahl zum Bundestag 2006 habe Bundesinnenminister Otto Schily (SPD) bereits Zustimmung signalisiert, sofern die Abstimmung in vernetzten Wahlbüros ablaufe und nicht "im stillen Kämmerlein". "Sonst ist die geheime und freie Wahl nicht gesichert - zu Hause am Computer kann dem Wähler jeder über die Schulter schauen und Druck ausüben, das würde das Verfassungsgericht nie zulassen." Ein Problem, das sich auch angesichts des inzwischen sehr hohen Anteils von Briefwählern im herkömmlichen Wahlverfahren abzeichne.

Einen Probelauf zur Internet-Bundestagswahl bieten Otten und seine Forschungsgruppe bereits zur diesjährigen Wahl im Internet unter www.wahlkreis300.net [Link entfernt] an. "Als eine Art Spiel - noch", sagte er. Zudem kann bereits zum zweiten Mal ein Wett-Tipp zum echten Ergebnis abgegeben werden. "Vor vier Jahren lagen wir dabei mit einer Abweichung von gerade einmal 1,1 Prozent dichter dran als die meisten Wahlforschungsinstitute."