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Billiger Telefonieren: Ortsgespräche über 0190-0-Nummern

Wer vergleicht, kann viel sparen
Von dpa /

Die Vorwahl ist nicht besonders Vertrauen erweckend. Telefonnummern, die mit "0190-0" beginnen, wurden schließlich vor allem durch Betrügereien mit Erotik-Hotlines oder Dialerprogrammen bekannt. Trotzdem ist die Ziffernfolge derzeit bei Billigtelefonierern äußerst gefragt. Denn nur so sind bislang Ortsgespräche per Call by Call, also über die Vorwahl eines alternativen Anbieters, möglich.

Mehr als vier Jahre nach der Liberalisierung des Telefonmarktes sind nämlich herkömmliche Call-by-Call-Gespräche im Ortsnetz immer noch nicht erlaubt. Zwar soll mit einer Änderung des Telekommunikationsgesetzes bald das De-Facto-Monopol der Deutschen Telekom auch im Ortsnetz fallen, doch mit dem Veto des Bundesrates vom vergangenen Juli scheint sich die Reform weiter zu verzögern. Über 0190-0-Nummern lässt sich diese Einschränkung umgehen.

"Man kann das Interesse natürlich nicht mit dem Hype nach der Einführung von Call-by-Call-Ferngesprächen vergleichen", sagt Kai Petzke, Betreiber der Website http://www.teltarif.de/ in Berlin, auf der die unterschiedlichen Gesprächspreise errechnet werden können. "Aber gerade in den Hauptzeiten werden die Vorwahlen stark genutzt."

Die 0190-Nummern mit der anschließenden Null sind frei tarifierbar. Die Kosten der Telefoneinheiten können also vom Mieter der Nummernblöcke festgelegt werden. Das hatten bisher viele unseriöse Anbieter ausgenutzt: Eine Telefoneinheit konnte im schlimmsten Fall einige hundert Euro kosten. Frei tarifierbar bedeutet aber auch, dass Gespräche weniger kosten können, als über das Festnetz: im Fall von Ortsgesprächen einige wenige Cent. Dabei wird etwa eine 0190-0-Nummer mit den anschließenden zwei Ziffern des Anbieters sowie die Nummer des Gesprächspartners gewählt. Bei manchen Anbietern muss noch die eigene Ortsvorwahl gewählt werden. Abgerechnet wird über die Telekom-Rechnung.

Das Unternehmen 01051 Telecom in Düsseldorf bietet seit Ende 2001 diese Möglichkeit an. Fünf so genannte Reseller des Telekommunikationsunternehmens machen derzeit Gespräche über 0190-0-Vowahlen im Ortsnetz möglich. Sie heißen etwa Telebillig, Telediscount oder Teledump. Ab 2,1 Cent pro Minute kann so werktags während der Hauptzeiten telefoniert werden. Die Deutsche Telekom verlangt 6,2 Cent pro 90 Sekunden. "Gerade bei kurzen Gesprächen in den teuren Hauptzeiten gibt es ein großes Sparpotenzial", meint Kai Petzke von teltarif.de.

Der zweite große Anbieter von Call by Call über 0190-0-Nummern ist 01058 Telecom in Düsseldorf. Neun Ableger wie Rapidcall, Phonedump oder Calladin bieten auch hier ganz unterschiedliche Taktungen und Tarifierungen an: ab 2,2 Cent sowie zwischen sekundengenauer und Fünf-Minuten-Taktung.

Doch gerade diese unterschiedliche Taktung macht einen genauen Vergleich ratsam. So können Kurzgespräche über die 0190-0-Vorwahlen schnell teuer werden, wenn etwa im Fünf-Minuten-Takt abgerechnet wird. Zudem ist man zu Abendzeiten und an Wochenenden oft mit den Festnetz-Tarifen der Telekom besser beraten. Viel billiger werden die Gespräche nicht: "Wir bewegen uns im untersten Preissegment", sagt Sascha Zimmermann von 01058 Telecom, "weniger geht nicht".

Zudem klagen Kunden häufig über eine schlechte Qualität bei den Call-by-Call-Gesprächen. Oft komme erst nach mehreren Wahlversuchen ein Gespräch zu Stande, immer wieder gebe es Gesprächsabbrüche. Beides möchten weder 01051 Telecom noch 01058 Telecom bestätigen. "Gesprächsabbrüche kommen überall vor", so Zimmermann von 01058 Telecom. "95 Prozent der Gespräche kommen an", sagt Martin Lukas von 01051 Telecom, "bisher gab es keine Beschwerden".

Dabei wäre es etwa bei 01051 Telecom auch schwierig, Beschwerden kund zu tun. Das Unternehmen ist nur per Fax oder E-Mail erreichbar. "Wir sind ein kleines Unternehmen", sagt Lukas. Ein Call-Center könne man sich nicht leisten. "Wer Auskunft über unsere Tarife möchte, wählt einfach die Nummer", meint er, "vor Gesprächsbeginn gibt es eine kostenlose Tarifdurchsage".

Teuer kann letztlich ein Verwählen werden: Unseriöse 0190-0-Nummern-Anbieter warnen nicht unbedingt, wenn man sich irrtümlich in eine teure Erotik-Hotline einwählt. "Es gibt wöchentlich Fälle, bei denen Kunden auf teuren Lines landen", weiß Kai Petzke von teltarif.de. Selbst ein rascher Gesprächsabbruch hilft wenig, wenn bereits die erste Einheit berechnet wurde.

Carola Elbrecht vom Verbraucherzentrale Bundesverband in Berlin (vzbv) rät, in solchen Fällen eine Verbraucherzentrale zu kontaktieren. Tarife sollten zudem regelmäßig auf Internetseiten wie www.teltarif.de überprüft werden. "Aber man sollte nicht gleich den Teufel an die Wand malen und auch kleinen Anbietern eine Chance geben."