Call-by-Call im Ortsnetz: noch viele Fragen offen

Morgen endet eine Anhörung der Regulierungsbehörde zu Fragen rund um Call-by-Call im Ortsnetz. Diese war notwendig geworden, weil das Gesetz besondere Auflagen an die Infrastruktur der Konkurrenten stellt. Darüber hinaus ist unklar, in welcher Höhe sich die Konkurrenten an den Anschlusskosten beteiligen müssen.

Das "große Modell" würde dabei vorsehen, dass die Telekom-Konkurrenten über mindestens 475 Übergabepunkte verfügen müssen, um Ortsgespräche flächendeckend anbieten zu können. Wer weniger POIs betreibt, könnte dann höchstens in Teilbereichen oder gar nicht Ortsgespräche anbieten. Über einen derart feinmaschigen Netzausbau verfügt derzeit neben der Deutschen Telekom nur Arcor; drei bis vier weitere Anbieter könnten diesen kurzfristig erreichen. Einer dieser weiteren Anbieter (Mediaways) fokussiert sich zur Zeit aber auf Internet-Einwahldienste und bietet Call-by-Call unseres Wissens nach nicht an.

Ein "kleines Modell" würde auch Anbietern mit weniger dichten Netzen Call-by-Call im Ortsnetz ermöglichen. Doch in diesem Fall wird die Telekom erst recht versuchen, zusätzliche Teile ihrer Infrastrukturkosten auf die Konkurrenten umzulegen. Im Gesetz ist eine derartige Möglichkeit grundsätzlich vorgesehen, aber nicht verpflichtend. Die Aufpreise, die die Telekom vorgeschlagen hat, erhöhen die bisher zu zahlenden IC-Kosten nach Angaben von 01051 Telecom um 30% bis 86%. Die paradoxe Folge könnte sein, dass die Konkurrenten wegen der zusätzlichen Kosten Ortsgespräche teurer anbieten als Ferngespräche.

Der Streit ist also vorprogrammiert, und wird nicht nur die Regulierungsbehörde, sondern auch die Gerichte beschäftigen.

Die Telekom lässt sich jedenfalls schonmal Zeit - und hat nach den Angaben von Branchenexperten die notwendigen Software-Upgrades für ihre Vermittlungssysteme erst vor gut einer Woche beauftragt. Vor dem Ende des ersten Quartals 2003 dürfte es daher kaum so weit sein, dass man über 010xy ein Ortsgespräch führen kann.