Flaute

AOL rechnet mit starkem Rückgang der Werbeeinnahmen

Trübe Aussichten lassen Aktienkurs fallen
Von dpa / Hayo Lücke

Der weltgrößte Onlinedienst America Online erwartet für das Jahr 2003 einen drastischen Rückgang seiner Werbe- und E-Commerce-Umsätze um 40 bis 50 Prozent, einen scharfen Gewinnrückgang und stagnierende Gesamterlöse. Dies teilte der Medienriese AOL Time Warner, die AOL-Mutter, am Dienstag mit.

Die Aktie von AOL Time Warner stürzte im frühen Handel um 10,68 Prozent auf 14,80 Dollar. AOL nannte 2003 ein "Jahr des Übergangs" und erwartet erst 2004 wieder stark steigende EBITDA-Gewinne (vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Amortisation).

AOL will seinen Kunden mehr Musik, Filme und Artikel von den zahlreichen Magazinen des Time-Verlags wie "People" und "Entertainment Weekly", von den Filmstudios Warner Bros. und New Line sowie der Musikfirma Warner Music Group und Kabelfernsehkanälen wie CNN und HBO liefern. Damit will AOL mit seinen mehr als 35 Millionen Kunden neue Abnehmer gewinnen und alte Kunden bei der Stange halten.

Das Unternehmen will auch mit seinem neuen Angebot den Wechsel vom telefonischen Anwähldienst hin zu schnellen Breitband-Internetverbindungen beschleunigen. Die Kabelfernsehfirmen und Telefongesellschaften machen AOL mit ihren schnellen Internetverbindungen schwer zu schaffen.

AOL rechnet für das kommende Jahr mit einen soliden weltweiten Anstieg seiner Mitgliedergebühren. Dies werde aber durch den Rückgang im Online-Anzeigen- und E-Commerce wieder zunichte gemacht. Deshalb dürften die Umsätze der AOL-Sparte im kommenden Jahr gegenüber 2002 stagnieren. Der EBITDA-Gewinn (vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen) dürfte 2003 um 15 Prozent bis 25 Prozent fallen.

AOL geht für 2002 von 8,8 Milliarden Dollar bis 9 Milliarden Dollar (9 Milliarden Euro) Gesamtumsatz aus. Anzeigen und das kommerzielle Geschäft sollen dabei Umsätze von 1,5 Milliarden Dollar bis 1,6 Milliarden Dollar bringen. Der EBITDA-Gewinn dürfte zwischen 1,7 Milliarden Dollar und 1,8 Milliarden Dollar erreichen.

AOL-Time-Warner-Finanzchef Wayne Pace verwies darauf, dass sich die Ergebnisse für 2002 erwartungsgemäß entwickeln. 2003 werde ein Übergangsjahr, doch dürfte AOL beginnend in 2004 wieder ein solides EBITDA-Gewinnwachstum zeigen.

AOL Time Warner rechnet damit, dass das Gesamtunternehmen seine Ziele für dieses Jahr erreichen wird. Das EBITDA-Gewinnwachstum für 2002 dürfte am unteren Ende der Spanne von fünf bis neun Prozent liegen. Das Umsatzwachstum dürfte fünf bis acht Prozent erreichen.

Die Ausrichtung des Online-Angebots speziell auf schnelle Breitband-Internetzugänge könnte nach US-Medienberichten zu Unwegbarkeiten führen. AOL-Rivale EarthLink mit 5 Millionen Abonnenten habe sein Angebot in den vergangenen drei Jahren bereits auf die schnellen Internet-Zugänge zugeschnitten, berichtet das "Wall Street Journal". Mittlerweile habe das Unternehmen aus Atlanta in diesem Segment einen beachtlichen Kundenstamm, verzeichne jedoch weiter enttäuschende Ergebnisse bei den Einnahmen. Vor allem durch Zahlungen an Kabel-TV- und Telefonunternehmen seien die Anschlüsse bis heute nicht profitabel.