Sex and Crime

Forschungsprojekt: Sicherheit und Deliquenz im Internet

Online-Befragung zu Erfahrungen mit Netz-Kriminalität
Von Marie-Anne Winter

Je mehr Menschen in den Weiten der weltweiten Computernetze unterwegs sind, desto häufiger taucht die Frage auf, wie es um die Sicherheit im Cyberspace bestellt ist. Dabei geht es weniger um spektakuläre Verbrechen, wie den vieldiskutierten Kannibalismus [Link entfernt] -Fall, bei dem Opfer und Täter über einen Internet-Kontakt zu einander gefunden haben, sondern um "Alltagsverbrechen", denen jeder Internetnutzer begegnet: Die Mailbox quillt über vor unerwünschter Post: "Die Versandprofis" bieten gleich mehrfach "Weihnachtsbäume ab Euro 22,50!", Mr. Richard James schenkt demjenigen 7,2 Millionen US-Dollar, der ihm hilft, sein Konto aufzulösen, und eine gewisse "Jenny" informiert, dass ihre private Sex-Seite endlich online ist. Viele Internet-Nutzer haben schon negative Erfahrungen mit "Spam"-Mails, 0190-Dialern oder Computerviren gesammelt; der Ruf nach Kontrollmaßnahmen wird daher immer lauter. Die Beschränkung der Internet-Freiheit stößt aber bei den Netzbürgern auch auf Kritik. Mit einer Online-Umfrage wollen Kriminologen der Universität Bonn nun herausfinden, wie häufig regelmäßige Internet-Nutzer tatsächlich Angriffen von Hackern oder Online-Betrügereien ausgesetzt sind und wie unsicher sie sich dadurch im "Netz der Netze" fühlen.

In Deutschland gibt es bereits mehr Internet-Nutzer als Nicht-Nutzer; unter Studierenden nähert sich die Quote im rasanten Tempo der 100-Prozent-Marke. Die Umfrage richtet sich daher insbesondere an Studierende von Universitäten und Fachhochschulen. Sie ist bis Ende Februar unter http://www.uni-bonn.de/Aktuelles.html [Link entfernt] zu erreichen; im Mai sollen die ersten Ergebnisse vorliegen.

In 28 Fragen können sich die Teilnehmer zu ihren Erfahrungen mit Viren, Hackern oder unerwünschten "Spam"-Mails im Cyberspace äußern. Sie werden aber auch gefragt, wie häufig sie selbst bereits andere Nutzer geschädigt haben - zum Beispiel dadurch, dass sie Software oder Musik illegal aus dem Netz geladen haben. Außerdem möchten die Wissenschaftler wissen, wie oft die Befragten innerhalb der letzten zwölf Monate Opfer eines realen Verbrechens, z.B. eines Fahrraddiebstahls oder eines Einbruchs, wurden. Die Kriminologen möchten so überprüfen, inwieweit das subjektive Gefühl der Unsicherheit mit den tatsächlichen Erfahrungen korreliert. Schließlich können die Befragten noch angeben, welche Maßnahmen sie von Gesetzgeber und Industrie erwarten, um die Risiken im weltweiten Netz zu reduzieren. Die Beantwortung des Fragenkatalogs dauert etwa zehn Minuten; die Ergebnisse werden, wie der Bonner Kriminologe Dr. Werner Rüther ausdrücklich betont, "vollkommen anonym ausgewertet und dienen rein wissenschaftlichen Zwecken".

Das Forschungsprojekt soll aber auch zeigen, was bei der Durchführung repräsentativer Online-Befragungen zu beachten ist. Dr. Rüther: "Wir möchten für die sicherlich sehr zukunftsträchtige Onlineforschung möglichst optimale und effiziente Wege erproben."