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Editorial: Und wieder eine Flatrate tot

Oder: Preis mal 40
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Wir staunten nicht schlecht, als wir die neuen Preise von Thücob sahen: Nutzer, die einen unbeschränkten DSL-Zugang wollen, sollen künftig monatlich fast 400 Euro zahlen. Vorher wurde denjenigen, die gleichzeitig T-DSL beauftragten, nur 10 Euro monatlich in Rechnung gestellt.

Auch wenn Thücob besonders extrem ausfällt: Was hier passierte, entspricht einem Ritual, wie es immer wieder abläuft. Zunächst erscheint ein sagenhaft günstiges Angebot für eine Analog- oder DSL-Flat. Dieses spricht sich wie ein Lauffeuer unter den Usern herum. Doch kurze Zeit später beginnen die Probleme: Nutzer können sich plötzlich nicht mehr einwählen, spüren Geschwindigkeitsbeschränkungen oder bemerken Portsperren. Auf Rückfrage der User hin argumentieren die Anbieter mit hohen Kosten, die durch so genannte "Poweruser" verursacht würden. Die betroffenen Benutzer wehren sich hingegen mit allerlei Attacken auf den Anbieter. Mal wird zum Hacken aufgerufen, mal werden Zugangskennungen veröffentlicht, mal machen "nur" Schimpfwörter die Runde.

In der Folge werden die Zugänge dann temporär ab- und wieder angeschaltet, die monatlichen Gebühren erhöht, Poweruser gekündigt, oder gar neue, zeitabhängige Entgelte eingeführt.

Verwunderlich ist, dass dieses Ritual immer wieder abläuft. Eigentlich sollte die Netzgemeinde durch die große Zahl an gescheiterten Flatrates genügend abgeschreckt worden sein, als dass sie alle paar Monate erneut auf irgendeine Billig-Flat reinfällt. Doch anscheinend finden sich immer noch genügend wagemutige und/oder unbedarfte User, die sich bei den jeweiligen Billigheimern anmelden.

Eine Flatrate kann nur funktionieren, wenn sich genügend Wenig- und Normaluser anmelden. Diese finanzieren dann den hohen Traffic-Bedarf der Vielnutzer mit. Ein Normalnutzer mit 10 bis 20 online-Stunden im Monat zahlt aber bei Internet-by-Call höchstens 20 Euro im Monat. Warum sollte er sich für eine Analog- oder ISDN-Flatrate anmelden, die deutlich teurer ist? Da niemand bereit ist, mehr als nötig zu bezahlen, ist das Mischfinanzierungsmodell der Flatrate schon im Ansatz zum Scheitern verurteilt.

Ausnahmen bestätigen die Regel: Bei DSL gibt es zwar bei den meisten Anbietern noch eine "echte" Flatrate im Angebot. Doch von diversen Anbietern hört man zumindest unter der Hand von Gegenmaßnahmen wie Portsperren oder Volumen und Geschwindigkeitsbeschränkungen. T-Online erhöhte Anfang November die Preise für die unbeschränkte Flat um 5 Euro.

Je mehr Normaluser jedoch für sich herausfinden, dass sie im Monat nie und nimmer ein Gigabyte versurfen, desto mehr wird auch im DSL-Bereich das Flatrate-Modell gefährdet werden. Denn die Normaluser werden kurz- bis mittelfristig auf die DSL-Einsteigertarife mit 1 bis 2 GB und 7 bis 10 Euro monatlichen Kosten wechseln, statt Flatrates für 20 bis 30 Euro zu bezahlen. Für die DSL-Flatrates wird die Luft damit immer dünner. Für das T-DSL mit doppelter Geschwindigkeit - T-DSL 1500 - gibt es bis heute nur eine Flatrate und diese ist mit künftig knapp 80 Euro noch wesentlich teurer.