3G

Erste Erfahrungen mit UMTS

T-Mobile startete Friendly User Test
Von Volker Schäfer

Einige Wochen später als zunächst geplant hat T-Mobile Deutschland seinen ursprünglich für Mai angekündigten UMTS Friendly User Test gestartet. Als Testgeräte hat der Netzbetreiber das Nokia 6650 ausgegeben. Das zweite auf der CeBIT von T-Mobile angekündigte UMTS-Handy, das Siemens U10, ist dagegen auch für Friendly User Tester noch nicht verfügbar.

Das Nokia 6650 ist zwar etwas größer und schwerer als aktuelle GSM-Handys, macht aber ansonsten einen guten Eindruck. Auch die Software läuft sehr stabil, was bei Mobiltelefonen aus der ersten Serie heute leider nicht immer selbstverständlich ist. Das Gerät kann neben UMTS auch in den GSM-Netzen genutzt werden. Im Menü "Telefon-Einstellungen" kann man auswählen, ob man ausschließlich GSM, ausschließlich WCDMA (UMTS) oder beide Betriebsarten nutzen möchte. Im GSM-Bereich funktioniert das 6650 nur in den Netzen im 900- und 1800-MHz-Bereich. Die amerikanischen 1900-MHz-Frequenzen werden dagegen nicht unterstützt.

t-zones superschnell und in Farbe

Natürlich kam es uns neben der Telefonie vor allem auch auf die Datendienste an. Die Nutzung der t-zones (WAP) bei T-Mobile war problemlos möglich. Die Darstellung der Seiten war auf dem großen Display, das bis zu 4 096 Farben darstellen kann, sehr gut. Der Seitenaufbau via UMTS war rasend schnell.

Mit dem Austausch von MMS-Nachrichten via UMTS gab es dagegen noch Probleme. Über das Multimedia-Portal von T-Mobile sind auch Downloads von Klingeltönen, Logos und kurzen Videos möglich. Das klappte bei unserem Test nur teilweise, wobei die Fehler hier wohl weniger auf Seiten des Telefons zu suchen sind.

Funktionen wie bei GSM

Die Funktionen für Telefonie, WAP, SMS und MMS unterscheiden sich nicht von der Nutzung via GSM, selbst die Datenverbindung via UMTS wird auf dem Handy-Display als GPRS-Verbindung angezeigt. Die Konfiguration für WAP- und Web-Zugang ist ebenfalls mit den GPRS-Einstellungen via GSM identisch.

Der große Unterschied gegenüber "herkömmlichem" GPRS ist die hohe Übertragungsgeschwindigkeit. Selbst bei WAP-Seiten, die in der Regel nur aus kurzen Texten bestehen, machte sich dies deutlich bemerkbar, obwohl das D1-Testnetz in der Versuchsphase "nur" eine Performance von 128 kBit/s bietet.

Das Handy selbst unterstützt nach Nokia-Angaben im Downlink Geschwindigkeiten von bis zu 384 kBit/s. Uploads sollen mit bis zu 64 kBit/s möglich sein. Für die derzeit geplanten UMTS-Netze ist dies völlig ausreichend. Größere Geschwindigkeiten werden in absehbarer Zeit nicht erreicht.

Mobiles Surfvergnügen mit Handy und Laptop

Ein wahrer Quantensprung gegenüber bisherigen mobilen Datenübertragungstechniken HSCSD und GPRS ist der Internet-Zugang via UMTS. Downloads klappten bei unseren Tests mit dem 6650 mit bis zu 14 KB/s. Der Seitenaufbau war sehr schnell, es war problemlos möglich, einen Internetradio-Stream zu hören, parallel E-Mails abzurufen, zu surfen und zu chatten. Die Verbindung mit dem PC erfolgt über das mitgelieferte USB-Kabel. Alternativ sind auch Bluetooth- und Infrarot-Verbindungen mit PCs, Laptops oder PDAs möglich.

Auch die Akku-Leistung des ersten UMTS-Handys von Nokia ist sehr ordentlich. Wir haben mehrere Stunden via UMTS im Internet gesurft, WAP-Dienste genutzt, SMS verschickt und nicht zuletzt auch telefoniert und der Akku hatte dennoch keine Ermüdungserscheinungen. Die Hersteller-Angabe von zwei Stunden und 20 Minuten "Durchhaltevermögen" in UMTS-Netzen dürfte somit eine realistische Angabe sein.

Die Telefon-Funktionen unterscheiden sich nicht von denen anderer aktueller Mobiltelefone. SMS, MMS und WAP sind heute ebenfalls obligatorisch. Wünschenswert wäre die Integration eines Web-Browsers gewesen, den Motorola und Siemens ihren ersten UMTS-Handys spendiert haben.

Enttäuschend: Video-Telefonie nicht möglich

Wer hofft, mit dem Nokia 6650 auch Videotelefonie nutzen zu können, wird enttäuscht. Dieses in den UMTS-Netzen gängige Feature wird nämlich zum Beispiel zu den NEC-UMTS-Handys nicht unterstützt. Dafür wäre die auf der Geräterückseite angebrachte Digitalkamera auch etwas unpraktisch, weil man so kaum gleichzeitig telefonieren und ein Live-Bild von sich selbst übermitteln kann.

Noch stark verbesserungswürdig ist die derzeitige Netzqualität. So weist das UMTS-Netz von T-Mobile selbst in bereits als versorgt ausgewiesenen Städten noch deutliche Lücken auf. Am jeweiligen Stadtrand ist in der Regel Schluss mit der 3G-Versorgung. Hier ist Vodafone D2 in den von uns bereisten Ballungsräumen Rhein-Main, Rhein-Neckar, Stuttgart, Ulm, Augsburg und Würzburg schon wesentlich weiter.

Vodafone liegt beim Netzausbau derzeit vorne

Das Vodafone-UMTS-Netz ist oft schon zehn bis 15 Kilometer vor der jeweiligen Stadt bei einer manuellen Netzsuche im Handy-Display zu sehen. T-Mobile dagegen ist beispielsweise in Würzburg und Ulm noch gar nicht vertreten. Von E-Plus und o2 konnten wir in den von uns bereisten Städten noch keine UMTS-Aktivitäten beobachten.

Die derzeitige Netzversorgung kann allerdings noch nicht als Maßstab genommen werden. Es ist bestenfalls eine Momentaufnahme in einer frühen Phase des Friendly User Tests. In vielen Städten stehen bereits etliche weitere UMTS-Senderstandorte fest. In vielen Fällen steht die Einschaltung weiterer Sender, die die Funkversorgung weiter verbessern, unmittelbar bevor.

So gesehen kann man momentan auch noch keine Aussage über die Qualität des neuen Netzes machen. Im fahrenden Auto kommt es noch häufig zu Verbindungsabbrüchen. Dies dürfte sich jedoch sukzessive mit der Aufschaltung weiterer Sendeanlagen bessern.

Bugs im praktischen Betrieb

Merkwürdig ist, dass abgehende Anrufversuche auch bei gutem Empfang nicht immer gelingen. Oft liest man Fehlermeldung wie "Netz derzeit belegt" im Display. Kommt eine Verbindung zustande und bewegt man sich nicht von der Stelle, so ist die Verbindung sehr stabil. Die Sprachqualität ist mit der bei aktuellen GSM-Handys vergleichbar.

Nicht testen konnten wir den Übergang vom UMTS- ins GSM-Netz während einer bestehenden Verbindung, da die Testkarten nur für das 3G-Netz freigeschaltet sind. Ein nahtloser Übergang zwischen den beiden Netz-Technologien ist aber in jedem Fall geplant, so dass es beim Verlassen des UMTS-Versorgungsbereichs während einer Auto- oder Zugfahrt zu keinen Verbindungsabbrüchen kommt.

Fazit

Die mobile Internet-Nutzung via UMTS funktioniert sehr gut und wie erwartet so schnell, wie über zwei gebündelte ISDN-Kanäle. Im Endausbau soll die Performance noch weiter verbessert werden. Auch für Multimedia-Dienste, die auf WAP-Basis realisiert werden, macht UMTS durchaus Sinn, da größere Datenmengen in kürzerer Zeit übertragen werden können. Das klappt auch beim jetzigen Testbetrieb schon sehr gut.

Zur Netzqualität kann man derzeit noch keine seriösen Aussagen machen, da viele UMTS-Sender noch nicht aktiv sind. Bis zum regulären Vermarktungsstart wird sich in dieser Hinsicht noch einiges tun, wie teltarif.de bereits am Mittwoch berichtet hat.