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Italien: "3" mit UMTS erfolgreich

Gute Netzabdeckung, günstige Preise und attraktive Dienste
Von Volker Schäfer

Während wir in Deutschland noch immer auf den kommerziellen Start der UMTS-Netze warten, ist die Hutchison Whampoa-Tochtergesellschaft "3" in mehreren Ländern schon im vergangenen Jahr gestartet. Besonders erfolgreich ist das Unternehmen dabei in Italien, wo "3" sogar UMTS-Dienste auf Prepaid-Basis anbietet.

In Italien gilt es allerdings auch, der besonderen Situation Rechnung zu tragen, dass die vorhandenen GSM-Mobilfunknetze in den Ballungsräumen, aber zum Teil auch auf dem Land, hoffnungslos überlastet sind. So verwundert es nicht, dass Handyfans, die wirklich erreichbar sein müssen, schnell einen neuen Netzbetreiber wählten, dessen Angebote noch nicht von der Allgemeinheit überrannt sind.

Zwei Handys zum Preis von einem

In Italien schon möglich:
Videotelefonie mit dem Handy
Die Ausgangssituation für "3" war somit recht gut. Um neben Geschäftsleuten auch Privatkunden anzusprechen, führte die Firma schnell auch UMTS auf Prepaidbasis ein. Zu Weihnachten startete "3" außerdem eine noch bis zum kommenden Samstag laufende Aktion, bei der man zwei Handys fast zum Preis von einem bekommt.

Konkret bietet "3" zwei Motorola A835 inklusive zweier Prepaidkarten mit zusammen 60 Euro Guthaben für insgesamt 604 Euro an. Unterm Strich kostet ein Handy somit lediglich 272 Euro - ohne Vertragsbindung und ohne laufende Kosten. Dies dürfte das zurzeit günstigste UMTS-Angebot in ganz Europa sein.

Zum Vergleich: Das mit dem A835 baugleiche Siemens U15 kann in Deutschland von Händlern für rund 800 Euro bestellt werden. Der empfohlene Verkaufspreis liegt bei 1 049 Euro. Diese Zahlen sind allerdings nur Theorie, denn das einzige in Deutschland wirklich lieferbare UMTS-Handy ist nach wie vor das Nokia 7600. Dieses kostet für Endverbraucher 609 Euro, bietet aber deutlich weniger als das Motorola A835.

Motorola bietet mehr

So handelt es sich beim Nokia im GSM-Bereich nur um ein Dualband-Gerät, während man mit dem Motorola auch in den amerikanischen GSM 1900-Netzen telefonieren kann. Videotelefonie ist bei Motorola ebenfalls schon Standard, während dieses Feature bei Nokia noch nicht verfügbar ist.

Wer nun meint, in Italien ein günstiges Telefon einkaufen und dies hier zu Lande einsetzen zu können, täuscht sich allerdings. Die Geräte sind SIM-locked und laufen nur mit Karten des Netzbetreibers, bei dem man sie erworben hat. Für italienische Kunden ist das nicht weiter schlimm, zumal "3" derzeit der einzige UMTS-Anbieter im Land ist.

Netzabdeckung auch auf dem Land

Allerdings zeigt "3" südlich des Brennerpasses schon jetzt, was UMTS bieten kann und wie stabil die Technik bereits läuft. Viele Städte sind bereits ähnlich gut wie mit GSM versorgt und selbst in ländlichen Gebieten ist es keine Seltenheit, guten UMTS-Empfang zu haben. Hält man sich wirklich einmal außerhalb des versorgten Gebiets auf, so roamt die "3"-SIM-Karte im GSM-Netz von Telecom Italia Mobile.

Das Motorola A835 schaltet automatisch auf GSM um und bucht auch selbstständig auf UMTS zurück, wenn man wieder 3G-Versorgung hat. Das Umbuchen zwischen den Netzstandards dauert allerdings deutlich länger als beim Nokia 7600, wo die Übergänge fließend sind.

Videotelefonie als Killer-Applikation

Die Sprachqualität ist sehr gut, die Verbindungen werden zuverlässig hergestellt und es gibt innerhalb der versorgten Regionen in der Regel keine Gesprächsabbrüche. Möchte man die Videotelefonie nutzen, so muss der Gesprächspartner ebenfalls "3"-Kunde sein und ein entsprechendes Endgerät besitzen. Hier waren bei einem Test der teltarif.de-Redaktion am vergangenen Wochenende manchmal mehrere Anwahlversuche notwendig, bis die Verbindung zustande kam.

Während des Videotelefonats gibt es jedoch kaum technische Probleme. Die Bildqualität auf dem Handy-Display ist besser als so manches MMS-Foto. Nur bei schwacher Funkversorgung kommt es hin und wieder zu kurzen Aussetzern.

Weiterer Zusatznutzen gegenüber GSM und GPRS sind die bei "3" angebotenen Videostreams, die ebenfalls in guter technischer Qualität auf dem Handy-Display erscheinen. Auch die Preisgestaltung hierfür ist fair. Eine fünfminütige "Big Brother"-Zusammenfassung ist für 90 Cent zu haben.

Web-Browser verbesserungswürdig

Ein schwaches Bild lieferte lediglich der Web-Browser des Motorola A835. Der Versuch, Internet-Inhalte aufzurufen (z.B. www.teltarif.de), scheiterte. Versuchte man es mit der WAP-Version wap.teltarif.de, so war lediglich der Hinweis zu lesen, dass die WAP-Seite mit dem html-Browser nicht dargestellt werden kann.

Der Internet-Zugang über ein externes Endgerät klappte dagegen auf Anhieb. Per Bluetooth koppelten wir das A835 an einen PDA ein. Wir richteten den auf dem PDA eine DFÜ-Netzwerkverbindung mit den Zugangsdaten von "3" ein und wählten uns ins World Wide Web ein. Die Verbindung kam schnell zustande und war auch über einen längeren Zeitraum stabil.

Bleibt abzuwarten, welche Dienste die deutschen Netzbetreiber zum kommerziellen UMTS-Start für uns bereithalten und welche Endgeräte in Deutschland offiziell vermarktet werden. Ein Ausflug nach Italien zeigt, was die neue Technik schon heute zu leisten vermag - und das ist deutlich mehr, als man vielleicht vor der Reise in den auch im Winter recht sonnigen Süden erwartet.