Nostalgie-Rechner

Computertechnik: Blick zurück trotz Zukunft

In Halle 11 werden auf der CeBIT historische Computer ausgestellt
Von dpa / Marie-Anne Winter

Flacher, kleiner, schneller: In diesem Jahr haben die Aussteller auf der CeBIT mit ihren neuen Produkten die Zukunft wieder ein Stück näher rücken lassen. Längst vergangen sind dabei die Zeiten, in denen ein Fax schon als Top-Ausstattung galt. Vergessen ist auch die alte Technik: So sind 5 1/4-Zoll-Disketten zwar noch in der Produktliste im CeBIT-Katalog enthalten, doch auf dem Gelände der weltgrößten Computermesse sind sie schon lange verschwunden. Kaum vorstellbar, dass die gute alte Schallplatte unter den elektronischen Datenträgern auf der ersten CeBIT 1986 noch der absolute Renner waren.

Fündig werden Besucher, die sich für alte Computer interessieren, allerdings doch noch auf der CeBIT: Ganz hinten in der Halle 11 stehen Geräte aus vergangenen Jahrzehnten - ehemalige Technikwunder in der Größe eines Wohnzimmerschranks, aber auch erste Personal Computers. Die historischen Rechner stammen aus der Computer-Schau- Sammlung der Fachhochschule Kiel.

Gut ein Dutzend Geräte werden zum ersten Mal im Rahmen einer Wanderausstellung auf der CeBIT gezeigt - und stoßen auf großes Zuschauer-Interesse. "Am Wochenende besonders, aber selbst an normalen Werktagen, an denen normalerweise nur Fachpublikum da ist, ziehen gerade diese alten Computer die Aufmerksamkeit auf sich - eben, weil man sie schon seit Jahrzehnten auf der CeBIT nicht mehr gesehen hat", sagt Frank Rothfuß, der die Wanderausstellung begleitet.

Rechner groß wie Kleiderschränke

Erstaunlich ist etwa die imposante Z25 des deutschen Computerpioniers Konrad Zuse (1910-1925) aus dem Jahr 1961. Das riesige Stahlgehäuse verbirgt eines der leistungsfähigsten Rechner seiner Zeit - mit einer gesamten Speicherkapazität von 38 Kilobyte, "Hier ging es wirklich nur um das elementare Rechnen", erklärt Rothfuß. Heute entspricht die Leistung der Z25 in etwa der eines einfachen programmierbaren Taschenrechners. Umgerechnet kostete das Gerät 40 000 Euro - etwa so viel wie ein Haus damals. Die rund 130 hergestellten Exemplare wurden in Forschung und Industrie eingesetzt.

Zu den zwei großen Metallkästen gehörte ursprünglich auch ein Schreibtisch mit einer Schreibmaschine. Als Ersatz für das Ein- und Ausgabegerät steht auf der CeBIT der Fernschreiber "Lorenz": Der hölzerne Schrank enthält eine Schreibmaschinen-Tastatur, einen Druckwerk und benutzt ein Lochstreifenleser und -stanzer für die Datenspeicherung. "Das entspricht der Tastatur, dem Monitor und vielleicht auch dem Diskettenlaufwerks eines modernen Computers", sagt Rothfuß.

Während in den Messehallen führende Hersteller ihre neuesten Laptops präsentieren, deren Speicherkapazität und Geschwindigkeit die vieler heutiger Haus-PCs übersteigen, zeigt die FH Kiel einen der ersten so genannten "Minicomputer": Der Kleiderschrank große PDP8 der amerikanischen Digital Equipment Corporation (DEC) aus dem Jahr 1974. Dass er als "Minicomputer" bezeichnet wird, liegt daran, dass die damaligen Mainframes ganze Räume brauchten - im Vergleich dazu wirkte der PDP8 geradezu kompakt.

Nostalgisch wird der eine oder andere Besucher auch einen Blick auf die alten Commodore-Rechner (PET) oder den Apple II geworfen haben. Auf den ersten PCs haben viele ihre ersten Programme geschrieben - wie etwa auf dem Grundig ZX81, damals eines der preiswerteren Modelle für den Hausgebrauch. Der Blick in die Vergangenheit bringt auch bei einigen Exponaten zum Schmunzeln: "Es erregt schon einige Verwunderung, dass ein Gerät, das wie ein Transformator aussieht, eigentlich eine Speichertrommel ist - mit einer geringeren Kapazität als eine normale Diskette."