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Sasser-Programmierer hatte Komplizen

Dem Schüler drohen Haft und erhebliche Schadensersatzforderungen
Von Thomas Wischniewski

Der millionenfache Viren-Angriff auf Computer in der ganzen Welt geht auf eine Gruppe von jungen Hackern aus Niedersachsen zurück. Der gefasste 18 Jahre alte Programmierer der Computer-Würmer Sasser und Netsky hatte bei der Verbreitung der Viren Komplizen. Ein Bekannter des 18-Jährigen aus Waffensen (Kreis Rotenburg/Wümme) habe zugegeben, den Virus "Netsky" mit in Umlauf gebracht zu haben. Den Quellcode habe er von dem 18-Jährigen erhalten. Das sagte ein Sprecher des Landeskriminalamtes (LKA) heute in Hannover. Die Ermittler hatten am Dienstag fünf Wohnungen von Bekannten des Berufsfachschülers durchsucht. Nähere Angaben zu den Verdächtigen machten die Ermittler nicht.

Lehrer: "Das Programmieren von Würmern wird nicht vermittelt"

Der Hauptverdächtige bleibt aber der geständige 18-Jährige. "Er war der Drahtzieher", betonte der Leiter der Staatsanwaltschaft Verden, Helmut Trentmann. Der Jugendliche hatte die Programmierung des Internet-Wurms "Sasser" gestanden. Auch "Netsky" - ein Vorläufer von "Sasser" - soll von ihm stammen. "Sasser" hatte weltweit Millionen Computer infiziert. Die Rechner stürzten immer wieder ab. Betroffen waren unter unter anderem die US-Fluggesellschaft Delta Airlines, die Europäische Kommission und die Deutsche Post.

Der Leiter der Berufsfachschule für Informatik in Rotenburg/Wümme, Wolf Hertz-Kleptow, sagte am Mittwoch, er habe keine Kenntnisse über ein Hacker-Netzwerk an seiner Schule. An dieser Einrichtung wird der 18 Jahre alte Urheber des Computer-Wurms "Sasser" unterrichtet. Schul-Server seien für die Verbreitung der Viren nicht benutzt worden, betonte der Oberstudiendirektor. "Das Programmieren von Würmern wird nicht vermittelt", meinte ein Lehrer.

Dem 18-Jährigen drohen Haft und erhebliche Schadensersatzforderungen

Die Schule plane keine Sanktionen gegen den 18-Jährigen. Seit den Ermittlungen gegen den Berufsschüler werde im Unterricht aber die Strafbarkeit solchen Verhaltens verstärkt diskutiert. "Es hat uns schon überrascht, das aus Schul-Kreisen so was passieren kann", meinte Hertz-Kleptow.

Die Staatsanwaltschaft Verden rechnet damit, dass ein Prozess gegen den 18-Jährigen in einigen Wochen vor dem Jugendschöffengericht Rotenburg beginnen könnte. "Wir haben ja ein Geständnis", meinte Trentmann. Derzeit werde noch der PC des Jugendlichen von Spezialisten des LKA untersucht.

Dem Jugendlichen wird Computer-Sabotage vorgeworfen. Darauf stehen bis zu fünf Jahre Haft. Allerdings wird nach Jugendrecht geurteilt, so dass die Strafe geringer ausfallen dürfte. Zugleich könnten jedoch erhebliche Schadensersatzforderungen auf den 18-Jährigen zukommen. Bei der Staatsanwaltschaft Verden und beim Landgericht haben sich bereits zahlreiche Geschädigte gemeldet.