Bilanz

Deutsche Telekom enttäuscht Erwartungen der Analysten

Bonner Konzern ist mit deutlich weniger Gewinn in das neue Jahr gestartet
Von dpa / AFP / Björn Brodersen

Die Deutsche Telekom hat im ersten Quartal ihren operativen Gewinn leicht gesteigert und ihr Jahresergebnis bestätigt. Die Zuwächse in den Sparten T-Mobile, T-Online sowie T-Systems hätten die Rückgänge im Bereich Konzernzentrale mehr als ausgeglichen, teilte der größte Telefonkonzern Europas heute morgen in Bonn mit. Trotz früherer gegenteiliger Beteuerungen führte die Beteiligung am Maut-Konsortium Toll Collect erneut zu einer hohen Belastungen.

Für das Gesamtjahr rechnet die Telekom weiterhin mit einem EBITDA-Gewinn von mindestens 19,2 Milliarden Euro. Der bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) kletterte im Auftaktquartal auf 4,585 Milliarden Euro, gegenüber 4,476 Milliarden Euro im Vorjahreszeitraum. Mit rund 773 Millionen Euro trug die Tochtergesellschaft T-Mobile wesentlich zum EBITDA der gesamten Gruppe bei. Der Umsatz stieg auf 13,986 Milliarden Euro. Im Vorjahr waren es noch 13,618 Milliarden Euro gewesen. Analysten hatten im Schnitt mit einem EBITDA-Gewinn von 4,62 Milliarden Euro und einem Umsatz von 14,11 Milliarden Euro gerechnet.

Beim Überschuss verbuchte die Telekom einen Rückgang von 853 auf 169 Millionen Euro, der damit deutlich unter der Analystenerwartung von 435 Millionen Euro lag. Im ersten Quartal 2003 hatten allerdings vor allem Erlöse aus dem Verkauf des Kabelnetzes und positive Steuereffekte den hohen Nettogewinn ermöglicht. Neben dem Wegfall von positiven Steuereffekten belastete die Beteiligung an Toll Collect den Gewinn. Nach einer Überarbeitung der Pläne seien 148 Millionen Euro zurückgestellt worden, hieß es. Bereits im vierten Quartal hatte das Maut-Debakel den Konzerngewinn um 442 Millionen Euro geschmälert.

Beim Schuldenabbau wurde das Unternehmen in den ersten drei Monaten Verbindlichkeiten in Höhe von zwei Milliarden Euro los. Damit standen zu Ende März noch Schulden von 44,6 Milliarden Euro in der Bilanz.

Gewinne im Mobilfunkbereich stützen Quartalsbilanz

Die EBITDA-Marge von T-Mobile verringerte sich auf 36,4 von zuvor 40,8 Prozent. Der Umsatz erhöhte sich leicht auf 2,1 Milliarden Euro. Ende März betreute T-Mobile Deutschland nach eigenen Angaben rund 26,7 Millionen Kunden. Allein im ersten Quartal hätten sich 348 000 neue Kunden für T-Mobile entschieden, davon mehr als die Hälfte Vertragskunden. Knapp 500 000 Kunden hätten sich inzwischen für eines der vier Relax-Angebote entschieden.

T-Mobile International erwirtschaftete den Angaben zufolge im Anfangsquartal Einnahmen von 5,94 Milliarden Euro, verglichen mit 5,31 Milliarden Euro im Vorjahresquartal. Das EBITDA lag mit rund 1,68 Milliarden Euro um mehr als zehn Prozent über dem Vorjahreswert von 1,51 Milliarden Euro. Die Kundenzahl der T-Mobile-Mehrheitsbeteiligungen erhöhte sich auf rund 63,4 Millionen von etwa 55,1 Millionen im ersten Vierteljahr 2003. Rund 1,2 Millionen der insgesamt 2,4 Millionen Kunden, die sich im ersten Quartal 2004 neu für T-Mobile entschieden, telefonierten im Netz von T-Mobile USA.

Weltweit gingen 7,36 Milliarden SMS, im Vorjahr waren es noch 6,81 Milliarden, über die T-Mobile Netze. Die Zahl der versendeten MMS stieg um 45 Prozent auf 12,2 Millionen.

Zahl der T-DSL-Anschlüsse stieg um mehr als ein Drittel gegenüber Anfangsquartal 2003

Gewachsen ist auch der Breitbandmarkt. Insgesamt hatte die T-Com zum Ende des ersten Quartals rund 4,5 Millionen Kunden mit DSL-Anschlüssen, einschließlich der Mehrheitsbeteiligungen der T-Com in Osteuropa. Das ist ein Zuwachs um 424 000 Anschlüsse gegenüber dem Vergleichszeitraum. Die Zahl der betriebenen T-DSL-Anschlüsse in Deutschland stieg gegenüber dem ersten Quartal 2003 um 37,5 Prozent auf 4,4 Millionen. Die Anzahl der ISDN-Kanäle stieg in den ersten drei Monaten dieses Jahres um rund 300 000 auf 21,8 Millionen an.

Trotz der enttäuschenden Bilanz des Börsenschwergewichts Telekom hat der Deutsche Aktienindex DAX heute vormittag 0,8 Prozent auf 3804 Punkte gewonnen. Unterstützt von positiven Vorgaben der US-Börsen und zahlreichen positiv aufgenommenen Quartalsbilanzen stiegen auch im TecDAX und MDAX die Kurse. Der MDAX gewann 1,1 Prozent auf 4709 Punkte und der TecDAX legte um 0,9  Prozent auf 548 Zähler zu. Einziger Standardwert im Minus waren die Aktien der Telekom, die zwei Prozent auf 13,11 Euro einbüßten.