Wurm-Kur

"Sasser"-Entwickler plagen Zukunftsängste

18-Jähriger sucht jetzt Ausbildungsplatz in der Sicherheitssoftware-Branche
Von dpa / Thorsten Neuhetzki

Den Verursacher des Computer-Wurms Sasser plagen Zukunftsängste wegen möglicher Schadenersatzklagen. Der 18-Jährige aus Waffensen im Kreis Rotenburg/Wümme, der die Virus-Programmierung gestanden hatte, sagte dem Magazin Stern: "Ich habe Angst, dass mein Leben im Eimer ist. Wie soll ich denn alles zahlen, wenn viele Klagen kommen?" Sein Rechtsanwalt, Jens Möwe, sagte heute der dpa, es seien 30 bis 40 Schadenersatzforderungen eingegangen. "Die Bandbreite geht von 45 Euro bis 3 500 Euro." Unterdessen gestalten sich die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft zur Dimension des Schadens bei Unternehmen schwierig.

"Sasser" soll weltweit Millionen Computer infiziert und zum Absturz von Rechnern mit Microsoft-Betriebssystemen geführt haben. Der Programmierer des Internet-Wurms, gegen den wegen Computer-Sabotage ermittelt wird, war im Mai nach einem Tipp aufgeflogen.

Die Staatsanwaltschaft in Verden rechnet damit, Ende Juli oder Anfang August die Ermittlungen abzuschließen und Anklage zu erheben. "Wir warten noch auf ein nötiges Gutachten und Zulieferungen von Microsoft", sagte der Leiter der Staatsanwaltschaft, Helmut Trentmann. Rund 50 Privatleute und überwiegend kleinere Unternehmen hätten der Behörde bislang Computer-Schäden gemeldet. Auch zwei größere Städte in Süddeutschland, eine öffentlich-rechtliche Anstalt und die Europäische Kommission hätten Angaben gemacht.

Allerdings haben die Ermittler auch einige Mühe, von den Unternehmen Auskunft über Schäden zu bekommen. "Wir telefonieren uns die Finger wund, um von Organisationen und Unternehmen zu erfahren, ob sie Ausfälle hatten", sagte Trentmann. "Ich könnte mir vorstellen, dass durchaus Interesse da ist, mit Sicherheitsproblemen nicht an die Öffentlichkeit zu gehen." Derzeit prüfe die Staatsanwaltschaft unter anderem, ob auch die britische Küstenwache betroffen war.

Der 18 Jahre alte "Sasser"-Verursacher sucht nach Darstellung seines Anwaltes derzeit "händeringend" nach einer Lehrstelle in der Computer-Branche. Der Schüler, der in wenigen Wochen die Berufsfachschule für Informatik in Rotenburg verlässt, würde am liebsten bei einer Firma für Sicherheits-Software arbeiten, sagte der Anwalt und bestätigte Informationen des "Stern". Angebote von Computer-Firmen für einen Ausbildungsplatz habe der 18-Jährige bislang nicht bekommen. Zu Schadenersatzforderungen sagte der Anwalt: "Sie halten sich noch in Grenzen. Aber wenn er mit Schadenersatzforderungen überhäuft wird, kann er das nie im Leben zahlen."