Geburtstag

Ein Jahr N-Gage: Die mobile Spielekonsole hat viele Fans

Im Herbst kommt das erste Spiel aus dem Hause Nokia in den Handel
Von dpa / Thorsten Neuhetzki

Das N-Gage in Nokia-Mitarbeiterhänden
bei der Präsentation auf
der CeBIT. Foto: dpa
Ein Steuerkreuz, 22 Tasten und äußerlich eher eine Spielekonsole als ein Mobiltelefon - es war ein völlig neuartiges Gerät, das der finnische Hersteller Nokia am 7. Oktober 2003 auf den Markt brachte. Unter dem Namen N-Gage richtet es sich an die Spielefreaks unter den mobilen Telefonierern: 18 bis 35 Jahre alt und überwiegend männlich ist die von Nokia definierte Zielgruppe. Mitunter kommen auch Jüngere an das Gerät, das dem Hersteller zufolge "jeder, der eine Konsole hat, intuitiv bedienen kann".

Telefonieren ist bei dem Gerät, das äußerlich an einen Game Controller erinnert, Nebensache: "Das erste N-Gage war nicht nur ein mobiles Spieleterminal, sondern gleichzeitig auch ein vollwertiges Smartphone mit MP3-Player", sagt Kristina Bohlmann, Nokia-Sprecherin in Düsseldorf. Beim Nachfolger, dem N-Gage QD, haben sich die Finnen nach ihren Angaben auf die Spielfunktionen konzentriert und Änderungen im Design vorgenommen. "So ermöglicht das Hot Swap den schnellen und bequemen Spielewechsel."

N-Gage-Spiele dauern mindestens 80 Stunden

Im Gegensatz zu normalen java-fähigen Handys, auf denen zahlreiche Spiele laufen, muss das N-Gage mit Spielen gefüttert werden. Ähnlich wie beim Gameboy müssen die einzelnen Spiele gekauft werden. Allerdings, so meint Bohlmann, haben die Cartridges auch ihre Berechtigung: "N-Gage-Spiele sind in punkto grafischer Qualität und Spieltiefe nicht mit Java-Spielen vergleichbar", sagt sie. Während ein Java-Spiel ist in zwei bis drei Stunden "durchgespielt" sei, könne man mit einem N-Gage-Spiel bis zu 80 Stunden daddeln.

Grafik, Sound und Gameplay sind inhaltlich und qualitativ so umfangreich, dass sie auf den Speicherkarten ausgeliefert werden müssen. Mit seiner 3-D-Engine, die Videografiken so realisiert, wie man sie von der Konsole kennt, hat das Spielehandy allerdings neue Maßstäbe gesetzt. Zur nächsten Generation der mobilen Kleinkonsole äußern sich die Finnen allerdings nur vage: "Nokias Engagement im Gamingbereich ist langfristig. Das bedeutet natürlich, dass die N-Gage-Plattform stetig weiterentwickelt wird."

Momentan spielen die N-Gage-Nutzer am liebsten zu mehreren. Spiele wie "Fifa Football", "Tiger Woods Golf" oder "Ghost Recon" sind der Renner. Alle diese Spiele fördern die Gemeinschaft, weil man sie über Bluetooth-Verbindungen oder über die N-Gage-Arena mit mehreren Personen spielen kann. In dieser Online-Community, in die sich jeder Gamer über eine GPRS-Verbindung einwählen kann, können weitere Online-Funktionen genutzt werden. "Man kann andere Spieler herausfordern, seinen High Score hochladen, an Wettbewerben teilnehmen und Extra-Levels der Spiele herunterladen", so Bohlmann.

Benutzer herkömmlicher Handys spielen ebenfalls gern miteinander - sie nutzen die Infrarot-Schnittstelle, SMS oder WAP, um sich bei Rate- und Taktikspielen wie "Vier gewinnt" und "Scrabble" miteinander zu messen. Auch bei den Action- und "Jump'n'Run"-Spielen sollen künftig Handynutzer in Echtzeit gegeneinander antreten können. "Die Entwicklung geht ganz klar zum Multiplayer-Game", sagt Bettina Donges, Sprecherin des Mobilfunkanbieters Vodafone in Düsseldorf.

Im Herbst kommt "Pathway to Glory" in den Handel

Nokia setzt aber noch eins drauf, denn nach Bohlmanns Ankündigung soll im Herbst mit dem Spiel "Pathway to Glory" eine Scheibe herauskommen, die die Features der Arena "voll ausnutzt und demonstrieren wird, welche Spielerlebnisse mit mobilem Online Gaming möglich sind". Dieses Strategiespiel, das im Zweiten Weltkrieg angesiedelt ist, ist das erste Nokia-Game, das komplett in den eigenen Entwicklungsstudios entstanden ist. Ansonsten setzen sich die Spiele aus denen der bekannten Publisher und exklusiven Spielen für die Konsole wie etwa dem Horror-Shooter "Ashen" oder dem Actionspektakel "Operation Shadow" zusammen.

Der Spieleherstellers Jamba! in Berlin hat eine eigene Plattform für N-Gage-Spiele auf seiner Website - allerdings sind diese Spiele alle zum Download bestimmt. "Die Machart dieser Spiele ist aufwändiger, Grafik und Sound sind für das N-Gage optimiert", sagt Sprecher Tilo Bonow. Nach den Erfahrungen von Christian Godorr vom Spielehersteller elkware [Link entfernt] in Wedel bei Hamburg laufen die "ganz normalen" Spiele auch auf dem N-Gage sehr gut. "Dazu gehören "Anno 1503", die mobile Version von "Sacred" und das "Akte-X-Adventure"."

Nicht alle N-Gage-Spiele der Hersteller sind exklusiv für die Konsole gemacht. "Einige Spiele laufen auch auf anderen Handys", sagt Bonow. Allerdings ist die Zielgruppe des ungewöhnlichen Telefons klar abgegrenzt: "Das sind ambitionierte Leute, die schon mit einer Art von "mobile gaming" groß geworden sind", sagt Godorr. Bei den herkömmlichen Handys ist das Spielen eine Zusatzfunktion, die oft genug als "Minutenkiller" eingesetzt wird. Der Vorteil: "Man muss nicht in die Hardware investieren, denn ein Handy hat man schon", sagt Bonow. Die Spiele sind für drei bis fünf Euro zu haben.

Dieses Konzept allerdings führt das N-Gage ad absurdum - und hat doch Erfolg mit dem Gerät, das ohne Mobilfunkvertrag 229 Euro kostet. Christian Godorr ist der Meinung, dass das mobile Spielen auf dem Vormarsch ist: Die Kaufentscheidung für ein Handy werde auch davon abhängen, welches Spiel auf welchem Gerät läuft. Auch die anderen Hersteller rüsten in Sachen Unterwegs-Spiele auf: "Immer mehr Hersteller bauen 3D-Chips in ihre Handys ein - und die haben keinen anderen Sinn." Eine andere Variante: "Jetzt fehlt eigentlich nur noch, dass der Gameboy eine Handyfunktion bekommt", so der Experte.