Verschuldung

Mehr Kostenkontrolle für Kinder bei Handynutzung

Deutsches Kinderhilfswerk fordert mehr Medienerziehung
Von Björn Brodersen mit Material von dpa

Angesichts zunehmender Verschuldung von Kindern und Jugendlichen durch Handyrechnungen hat das Deutsche Kinderhilfswerk eine konsequentere Medienerziehung in Kindergärten und Grundschulen gefordert. Kinder müssten schon früh lernen, dass es bei der Nutzung von Mobiltelefonen oder im Internet kostenpflichtige Angebote gebe, teilte das Hilfswerk heute in Berlin mit. Für penetrante Kaufappelle, Gewalt- oder Erotikangebote, die sich gezielt an Kinder und Jugendliche richten, forderte das Hilfswerk die Einführung von Bußgeldern.

Werbung für Erotik-Logos auf Handy-Displays oder ausgefallene Klingeltöne nutze die Neugier und Unerfahrenheit von Kindern und Jugendlichen bewusst aus, kritisierte Dirk Höschen, Medienreferent des Kinderhilfswerks. "Es gibt Eltern, die für die Handys ihrer Kinder plötzlich Rechnungen von 3 000 Euro bekommen", sagte er. Die immer weiter reichenden Funktionen und Speicherkapazitäten der Mobiltelefone verstärkten diesen Negativ-Trend. Nach Schätzungen hat bereits ein Drittel der Kinder unter acht Jahren ein Handy, bei Jugendlichen sind es bereits 60 Prozent.

Verbraucherzentrale verteilt Lernsoftware an Schulen

Die Medienerziehung von Kindern sollte nicht länger dem Zufall oder dem persönlichen Engagement von Pädagogen überlassen werden, betonte Thomas Krüger, Präsident des Kinderhilfswerks. Für das Lehramtsstudium forderte er deshalb einen verbindlichen Leistungsnachweis im Bereich Medienpädagogik. Auch die Thüringer Verbraucherzentrale (vzth) sieht angesichts der Verschuldung von Kindern und Jugendlichen durch hohe Handy-Kosten dringenden Handlungsbedarf. Die Verbraucherzentrale hat deshalb speziell für Kinder zwischen zehn und zwölf Jahren eine CD entwickelt, die auf Tücken und Stolperfallen etwa beim Herunterladen von Klingeltönen, Logos und Spielen aufmerksam macht. Die Lernsoftware, die an Schulen verteilt werden soll, richtet sich auch an Eltern und Lehrer. Die Kinder sollen mit der CD auf spielerische Weise sensibilisiert werden, bewusst mit ihren Geld und ihrem Handy umzugehen.

Nach Angaben von Projektleiter Ralf Reichertz besitzen Kinder im Schnitt schon mit 9,7 Jahren ihr erstes Handy. Die Hälfte davon hätten bereits ihr zweites und drittes Handy. Rund zwölf Prozent der 13- bis 24-Jährigen seien durchschnittlich mit 1 800 Euro verschuldet. Der überwiegende Grund: der sorglose Umgang mit dem Handy. Während großer Wert auf Ausstattung und Technik gelegt werde, dominiere eine zunehmend unkritische Haltung gegenüber Verträgen, Laufzeiten und Tarifen. Nach Meinung von Experten benötigten allerdings Grundschulkinder noch kein eigenes Mobiltelefon.

T-Mobile bringt Handy-Karte für Teenager heraus

Bereits im vergangenen Jahr hatte Verbraucherministerin Renate Künast die Mobilfunkanbieter aufgefordert, spezielle Handy-Verträge für Jugendliche anzubieten. Durch die Möglichkeit einer Sperrung von bestimmten Diensten und Rufnummern sollten die Netzbetreiber und Provider das Kostenrisiko für die Jugendlichen minimieren. Allerdings erteilten die Mobilfunkanbieter dem Vorstoß Künasts damals eine Absage. Sowohl T-Mobile als auch Vodafone und E-Plus verwiesen stattdessen auf ihre seit Jahren bestehenden Prepaid-Angebote, bei denen Jugendliche lediglich bestehende Guthaben abtelefonieren und somit keine Schulden machen könnten. Auf Rechnung könnten dagegen nur volljährige Kunden telefonieren. Um die Kosten für so genannte Premium-SMS und 0190-Nummern besser zu kontrollieren, könnten zumindest bei T-Mobile die Kunden die Dienste sperren lassen. E-Plus bietet zudem eine gebührenfreie Kostenkontrolle an. Vodafone hat mit QuickCheck eine Abrufmöglichkeit von Gesprächsgebühren eingeführt.

Überraschenderweise bietet nun ab 14. Februar der größte deutsche Netzbetreiber doch eine Handy-Karte für Teenager an. Die CombiCard Teens wird zwar als Zusatzkarte zu bestehenden Laufzeitverträgen angeboten, allerdings im Prepaid-Verfahren abgerechnet. Dabei wird die Karte monatlich mit einem festgelegten Betrag von zehn, 25 oder 50 Euro aufgeladen, die Abrechnung erfolgt über die Hauptkarte. Sonderrufnummern mit Vorwahlen wie 0190, 0900 oder 0137 sind bei der CombiCard Teens gesperrt. Zusätzlich können auch Gespräche ins Ausland, International Roaming und GPRS-Dienste gesperrt werden, um hohe Kosten zu vermeiden.

Wirklich günstige Gesprächspreise finden die Jugendlichen aber auch in diesem Angebot nicht vor: Zwar ist der Versand einer SMS mit 15 Cent etwas günstiger als bei den T-Mobile-Standard-Verträgen, doch der Minutenpreis für Telefonate in andere Mobilfunknetze liegt bei 50 Cent pro Minute. Man kann nicht davon ausgehen, dass sich Kinder Gedanken machen, in welches Netz sie gerade telefonieren wollen. Für netzinterne Gespräche und Telefonate ins deutsche Festnetz fallen an sieben Tagen in der Woche rund um die Uhr 30 Cent pro Minute an.