Studie

Siemens testet die virtuelle Tastatur

Ziel ist die einfachere Bedienung von kleinen Handymodellen
Von Björn Brodersen

Siemens "New Interactive Phone" Handyhersteller müssen bislang bei der Entwicklung ihrer Modelle einen Kompromiss eingehen: Viele Anwendungen wie beispielsweise die Übertragung von Videostreams via UMTS bzw. HSDPA oder die Bearbeitung von Dokumenten verlangen nach einem großen Display, ein großer Teil der Kunden bevorzugt dagegen kleine und handliche Geräte. Das "New Interactive Phone" von Siemens ist eine Studie, die dieses Dilemma lösen könnte. Dabei kann die vollständige Tastatur oder das Display eines Handys in Echtzeit auf eine glatte Oberfläche projiziert und die Tastatur oder Telefonfunktionen mit einem Bluetooth-Stift bedient werden.

Auf der Computermesse CeBIT hatte Siemens ein neues Mobiltelefon-Gehäuse mit einem Labormodell des Projektions-Systems ausgerüstet und den Besuchern vorgeführt. Das Mobiltelefon ist auf den ersten Blick kaum von einem normalen Handy zu unterscheiden. Seitlich am Gehäuse befindet sich jedoch ein drehbarer Bügel, in dem die Projektoreinheit sitzt. Als Leuchtmittel dient ein winziger Halbleiterlaser, der ein monochromes Licht aussendet - das Display wird damit in Echtzeit abgebildet. Je nach Stellung des Bügels erfolgt die Projektion beispielsweise auf eine Oberfläche vor dem Handy oder eine Wand. Damit könnten sogar Präsentationen oder Diashows für kleinere Gruppen gezeigt werden.

Ob die Technik eingesetzt wird, ist noch unklar

Arbeiten mit dem Bluetooth-Stift. Seitlich in dem Bügel steckt der Stift zum Schreiben und Telefonieren. In dem Stift sind ein Mikrofon und ein Lautsprecher eingebaut, die Signale werden via Bluetooth übertragen. Ein Abstandssensor erkennt, wenn der Nutzer den Stift ans Ohr hält und reduziert dann automatisch die Lautstärke. Zum Schreiben auf der virtuellen Tastatur tippt der Nutzer mit dem Stift einfach auf die Projektion. Eine ausgeklügelte Sensorik erkennt die Position des Stiftes in Echtzeit. Für diese Messung verwenden die Forscher von Siemens Communications eine Kombination aus Ultraschall und Infrarot. Die Stiftspitze sendet laufend Infrarotblitze zu einem Sensor im Gehäuse und setzen den Startpunkt für die Messung. Zugleich gehen von der Spitze Ultraschallsignale aus, die an zwei Stellen im Gehäuse erfasst werden. Aus der Zeitdifferenz der Signale berechnet eine Software die exakte Position des Stifts.

Das Demonstrationsmodell ist noch kein voll funktionsfähiges Handy, betonen die Entwickler. Auf der CeBIT übernahm noch ein Laptop die Telefonfunktionen. Noch ist nicht entschieden, ob Siemens die Technik weiter entwickelt und ein entsprechendes Mobiltelefon auf den Markt bringt. Mit einer Einführung der virtuellen Tastatur sei aber frühestens in zwei Jahren zu rechnen, sagte Siemens-Project Manager Ralf Hying, der an der Studie beteiligt ist, in Hannover.