Marktentwicklung

PTT-Anbieter müssen sich einigen

Verbindliche Standards entscheidend für den Erfolg von PTT
Von Marie-Anne Winter

Die europäische Mobilfunkbranche muss sich dringend auf eine einheitliche Vorgehensweise einigen, um den aufkommenden Zukunftsmarkt für Push-to-Talk-over-Cellular (PoC, auch PTT) in Europa zu entwickeln, meint die Mobilfunkberatungs- und Entwicklungsgesellschaft ZESIUM mobile GmbH [Link entfernt] . Die Vielzahl der Netzbetreiber, die Unterschiede zwischen den Ländern und die Sprachenvielfalt würden andernfalls zu einer Zerfaserung des PoC-Marktes führen, die der Verbraucher mit Kaufzurückhaltung bestrafen werde, warnt ZESIUM-Geschäftsführer Joachim Permien.

PoC bezeichnet die Verwendung von Handys wie herkömmliche Funkgeräte (Walkie-Talkies) und gehört in den USA bereits zu den populärsten neuen Nutzungsformen der Mobilkommunikation. Voraussetzung ist allerdings eine harmonisierte technische Infrastruktur, so dass möglichst jeder Kunde in jedem Netz mit jedem anderen Teilnehmer in PoC-Kontakt treten kann. Andernfalls ist zu befürchten, dass vorerst der Funkkontakt auf Tastendruck nur innerhalb eines Netzes bzw. nur zwischen den Geräten eines Herstellers funktioniert. So funktioniert PTT bei T-Mobile derzeit nur netzintern und das auch nur mit entsprechenden Nokia-Modellen.

"In einem Markt, in dem der Kunde gewohnt ist, dass er mit dem Handy jeden Telefonanschluss auf der Welt anrufen kann, führen Einschränkungen zu Verzögerungen der europaweiten Einführung", erklärt Joachim Permien. Der ZESIUM-Chef und Handy-Trendforscher sagt fatale Folgen für die Marktentwicklung voraus: "Sobald dem Verbraucher klar wird, dass PoC nur sehr selektiv funktioniert, wird er sich in Kaufzurückhaltung üben. Dies könnte PoC in ein ähnliches Unwort wie früher WAP verwandeln und zu einer jahrelangen Marktverzögerung führen."

Lieber auf die OMA hören

Der Handy-Marktforscher empfiehlt den Netzbetreibern und Geräteherstellern gleichermaßen, sich bei allen PoC-Markteinführungen strikt an die Standards der Open Mobile Alliance (OMA) zu halten, um Kompatibilität über Netze und Marken hinweg zu gewährleisten. Einigt sich die Branche, steht ihr nach Einschätzung von ZESIUM-Geschäftsführer Joachim Permien ein hohes Marktpotenzial ins Haus. Um es zu erschließen, ist allerdings neben der technischen Harmonisierung eine aus Verbrauchersicht attraktive Preisgestaltung notwendig, betont Permien, damit PoC von Jugendgruppen über die Familie bis hin zum Vereinsleben Anklang findet. "PoC hat das Potenzial, eine ähnliche Popularität wie SMS zu erlangen, wenn die Rahmenbedingungen stimmen", spekuliert der ZESIUM-Chef. Schon bis 2007 könnten weltweit mehr als 2 Millionen Verbraucher ihr Handy als Walkie-Talkie einsetzen, prognostiziert der Mobilfunkexperte. Darüber hinaus ist das Eindringen in den althergebrachten Betriebs- und Bündelfunk vorstellbar mit einem immensen Marktpotenzial. Es soll bis 2008 bei rund 150 Millionen Nutzern von Betriebsfunkdiensten liegen, von der Logistik- über die private Sicherheitsbranche bis hin zur Versorgungswirtschaft. "Die europäische Mobilfunkbranche könnte die zahlreichen mit PoC verbundenen positiven Impulse gut gebrauchen", sagt Mobilfunkanalyst Joachim Permien.