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Podcasting wird zum Trend

Auch Radio- und Fernsehsender haben das Radio zum Mitnehmen entdeckt
Von dpa / Björn Brodersen

Sie heißen "Kino im Kopf", "Schlaflos in München" oder "Catholic Insider" und es gibt immer mehr von ihnen. Die Rede ist von so genannten Podcasts. Podcasts sind Audiobeiträge, die im Internet heruntergeladen und mit dem MP3-Player oder am heimischen Computer abgespielt werden können. Rund 200 regelmäßig aktualisierte deutschsprachige Podcasts gibt es derzeit, schätzt Thomas Wanhoff, Sprecher des Verbands deutschsprachiger Podcaster aus Königstein. Die Anbieter der Audioprogramme seien meist Privatleute mit einem besonderen Bezug zum Internet, Radiofans, aber auch Journalisten und Leute, die mit einem eigenen Blog angefangen haben. Ein Blog ist eine Webseite, die immer neue, chronologisch sortierte Einträge enthält.

Vom Hörbuch bis zum vertonten Tagebuch - die Audioangebote im Netz sind so unterschiedlich wie ihre Hörer. Auch die Länge der einzelnen Beiträge ist unterschiedlich. Vom "5-Minuten-Stück" bis zum stundenlangen Programm, jeder kann selbst entscheiden, was er auf den MP3-Player lädt oder sich zu Hause anhört.

Radiosendungen zeit- und ortsunabhängig anhören

Nicht nur Privatleute podcasten ihre Audioprogramme, auch Radio- und Fernsehsender haben das "Radio zum Mitnehmen" schon entdeckt. So bietet unter anderem der Westdeutsche Rundfunk (WDR) seine Sendungen "Hart aber Fair" und "Presseclub" als Podcast an. Und auch der Bayerische Rundfunk (BR) hält mehr als 20 Sendungen zum Download bereit. "Wir wollen das Angebot noch erweitern", sagt der Leiter der Multimedia-Redaktion, Rainer Tief. Längst nicht nur junge Leute nutzen nach Erfahrungen des BR das Download-Angebot, auch ältere Hörer hätten durchaus Interesse daran, Sendungen zeit- und ortsunabhängig zu hören.

"Podcasts sind die nächste Generation des Radios", sagte Stan Ng, Direktor iPod-Produktmarketing beim Computerhersteller Apple. Apple hatte im Juni die neue Version seiner iPod-Synchronisations-Software iTunes podcasttauglich gemacht. Mit dem kostenlosen Programm lassen sich die Audioprogramme jetzt abonnieren, verwalten und abspielen. Tausende von Audiodateien in verschiedenen Sprachen sind mit iTunes abrufbar. Ziel von Apple sei es, Podcasts für die breite Masse attraktiv zu machen, meint Ng.

Der nächste Schritt: die eigene Fernsehsendung im Internet

"Apple hat der Sache einen großen Schub gegeben", sagt Podcaster Wanhoff. Damit sei das Thema "raus aus der Technikecke" und würde mehr Menschen zugänglich gemacht. Seit dem Start Ende Juni wurden die Podcasts, die bei iTunes gelistet sind, nach Angaben von Apple mehr als fünf Millionen Mal abonniert. "Aber iTunes ist nicht alles", meint Wanhoff. Auch bei iTunes nicht gelistete Podcasts und andere Verzeichnisse seien interessant.

Während die einen Podcasts gerade erst für sich entdecken, warten andere schon auf den nächsten Schritt: Die eigene Fernsehsendung im Internet. "Videoblogging ist interessant, aber mit den derzeitigen Bandbreiten kaum durchführbar", sagt Wanhoff. Außerdem seien noch mehr technische Kenntnisse als bei der Produktion der Audioprogramme gefragt. Auch viele Hörer wollten gar kein Bild zum Ton: "Podcasts lassen Freiraum für eigene Gedanken und Vorstellungen." Das sei einer der Gründe für den Erfolg der Audioprogramme. Bei Video-Angeboten aber fehle dieser Freiraum.