keine Einzelfälle

Welt: Handy-Betrug wird zum "Massendelikt"

Täter erschleichen sich Handys und Dienstleistungen
Von Marie-Anne Winter

Immer mehr Handy-Verträge werden in betrügerischer Absicht abgeschlossen. Das berichtet heute die Zeitung Die Welt. Das Landeskriminalamt in Berlin ermittele derzeit in bis zu 700 Fällen. "Wir sprechen von einem Massendelikt", zitiert die Zeitung Michael Schultz, den Leiter des Dezernats für Informations- und Kommunikationskriminalität. Zu den Tätern sollen sowohl ausländische Banden als auch Berliner Jugendliche gehören.

Die Staatsanwaltschaft habe Anklage gegen eine Gruppe von Jugendlichen erhoben, die einen Alkoholkranken als Strohmann angeworben hatten. Die Tatverdächtigen sollen ihm 50 Euro und zwei Flaschen Schnaps angeboten haben, damit er in etwa einem Dutzend Handy-Geschäften Verträge für sie abschließt. Die einzige Voraussetzung dafür sei gewesen, dass er gültige Papiere und eine Bankverbindung vorzeigen konnte.

Dabei seien die Tatverdächtigen immer nach der gleichen Masche vorgegangen: Händler und Strohmann haben Kaufverträge abgeschlossen und die Jugendlichen griffen die Ware ab: In der Regel ein bis zwei hochwertige Handys. Damit telefonierten sie, gingen online und versendeten Fotos. Die Mobilfunkfirmen schickten erst Rechnungen, dann Mahnungen - und erhielten keinen Cent. Nach einigen Wochen wird die Telefonkarte gesperrt und die Täter verkaufen das jeweilige Gerät weiter.

Mobilfunkhändler konktrollieren nicht genug

Andere Täter sollen gefälschte Papiere einsetzen. Laut Polizei liegt das Problem darin, dass die Händler für die Vertragsabschlüsse Provision erhalten. Im Zweifelsfall würden sie nicht genau genug kontrollieren, ob die Dokumente und Lichtbilder auch tatsächlich zu der Person passen, die vor ihnen steht und den Vertrag abschließen will.

Für die Ermittler sei die Arbeit ein Wettlauf mit der Zeit, denn die Verträge würden elektronisch erfasst, die Originalpapiere mit Fingerabdrücken aber vernichtet. Die Auswertung der Verbindungsdaten erfolge erst nach Wochen. Dann könne sich kaum jemand mehr erinnern, wer ihn an welchem Tag zu welcher Uhrzeit angerufen habe. Wenn es jedoch zu einer Anklage kommen sollte, drohten bis zu fünf Jahre Haft.

Den Schaden habe die Mobilfunkfirma, die keine einzige Abschlagszahlung erhalte und ihre Ware los sei. Einen wesentlich größeren Opferkreis gibt es bei den so genannten "Rückruf-Fallen". Eberhard Bär, zuständig für Telefonkartenmissbrauch erklärt: "Dabei werden SMS verschickt nach dem Motto 'Ein dir lieber Mensch will dich sprechen - ruf zurück'". Der Schaden im Einzelfall ist relativ gering - pro Rückruf und Minute kann er allerdings bis zu 1,99 Euro betragen. Wenn allerdings ein relevanter Anteil der angesprochenen Mobilfunkkunden auf die Masche hereinfällt, kann für die "Fallensteller" einiges zusammen kommen.