Rückblick

Vor 10 Jahren: Telekom führt 12 Pfennig-Takt ein

10 Minuten-Ferngespräch kostete am Vormittag 3,25 Euro
Von Thorsten Neuhetzki

Mondscheintarif, Freizeittarif, Nachttarif und 12-Pfennig-Takt - das waren Schlagwörter, mit denen die Deutsche Telekom vor genau zehn Jahren geworben hat. Am 1. Januar 1996 führte der damalige Monopolist ein komplett neues Tarifschema ein. Viele der damals geprägten Begriffe und Features sind den Kunden noch heute im Kopf, wie E-Mails von Lesern an die Redaktion zeigen. Hier wird nach dem Tarifen für die Region 50 oder gar die Region 200 gefragt. Dabei hat sich die Telekom von diesen Zeitzonen, aber auch vom 12-Pfennig- bzw. 6-Cent-Takt schon seit Jahren wieder weitestgehend verabschiedet. Doch da es sich bei der Einführung dieses Abrechnungstaktes um eine wichtige Änderung handelte, schauen wir einmal zehn Jahre zurück: Auf die Telefontarife vom 1. Januar 1996.

Wer damals, zwei Jahre vor dem Fall des Telefonmonopols der Telekom, werktags zwischen 9 und 12 Uhr ein Ferngespräch führen musste, konnte sich auf einen hohen Minutenpreis einstellen. Alle 11,5 Sekunden tickte der Gebührenzähler und 12 Pfennig waren verbraucht. So kamen die Telefonkunden bei einem zehnminütigen Gespräch auf einen Betrag von 6,36 Mark (heute 3,25 Euro). Zum Vergleich: Wer heute dieses Gespräch über den heutigen T-Com-Standardtarif CallPlus führt, zahlt 49 Cent. Und wer einen Call-by-Call-Anbieter nutzt, kann dieses Gespräch etwa mit freenetPhone nochmals etwa 65 Prozent günstiger bzw. für 17 Cent führen.

Auskunft binnen zehn Jahren deutlich teuer

Auch Ortsgespräche waren damals nicht gerade erschwinglich. Jedes noch so kurze Gespräch wurde aufgrund des 12-Pfennig-Taktes auch mit 12 Pfennig berechnet. Am Vorabend wurde dieser Betrag alle 150 Sekunden abgerechnet, ab 21 Uhr alle 240 Sekunden. So kam man auch hier bestenfalls auf einen rechnerischen Minutenpreis von 3 Pfennig (1,53 Cent) pro Minute. Auch hier sind die Kosten gesunken - wenngleich nicht so stark wie bei Ferngesprächen zur Hauptzeit.

Handys gab es damals kaum. Aber Auto-Telefone waren schon relativ verbreitet. Die Geräte waren damals weitaus teurer als heute und auch die Dienstleitungen waren aufgrund der Preise zumeist Geschäftsleuten vorbehalten. Und auch wer ein Autotelefon anrufen wollte, musste gut bei Kasse sein. Alle 5,4 Sekunden sprang der Gebührenzähler eine Einheit weiter - 1,33 Mark (68 Cent) kamen so pro Minute zusammen. Heute sind es im günstigsten Call-by-Call-Fall etwa 11 Cent pro Minute.

Doch nicht alles ist während der vergangenen zehn Jahre günstiger geworden: Deutlich preiswerter war damals ein Gespräch mit der Telefonauskunft. Dieses kostete 60 Pfennig (30,7 Cent) pro Gespräch. Heute verlangt die Telekom für die gleiche Leistung 20 Cent pro Gespräch und 99 Cent pro angefangener Minute. Günstiger geht es über alternative Anbieter. Aber auch hier kommt man im billigsten Fall auf einen Minutenpreis von 29 Cent für eine Verbindung mit einem Sprachcomputer.

Start der neuen Tarife mit Panne

Die Einführung der neuen Tarife war umstritten. Zwar wurden kurze Gespräche aufgrund des fast 50 Prozent günstigeren Taktes günstiger, längere Gespräche jedoch teurer. Teile der Preisinformationen der Telekom wurden dann auch vom Landgericht Köln als irreführend untersagt. Die Telekom durfte weder in ihren Preisbroschüren noch in Fernseh- oder Radiospots behaupten, dass Telefonieren im Citybereich zum Mondschein- und Nachttarif billiger wird.

Verbunden war die Einführung auch mit einer so genannten Neujahrspanne. Zwar war der 1. Januar 1996 ein Montag, doch wurden auch damals Feiertage schon wie Wochenend-Tage abgerechnet. Nicht so am ersten Tag der Tarifreform: Hier wurde den Kunden aufgrund eines Abrechnungsfehlers der normale Werktagstarif in Rechnung gestellt. Damals war es offenbar noch nicht möglich, die Kosten einfach zurück zu erstatten und die eigentlichen Minutenpreise zu berechnen. So entschied sich die Telekom, allen Kunden 30 Freieinheiten anzubieten und machte tariflich einen normalen Werktag zum Wochenende.