Glasfaser

Stadtwerke treten bei Glasfasernetzen in Konkurrenz zur Telekom

Auch NetCologne plant eigenes Netz
Von Ralf Trautmann

Die Deutsche Telekom bekommt zunehmend Konkurrenz bei schnelleren Datenanschlüssen. Nach Norderstedt wollen jetzt auch die Stadtwerke der Ruhrstadt Schwerte die Haushalte direkt mit Glasfaserleitungen versorgen. Eine Initiative, die Nachahmer finden und die Marktmacht der Telekom gefährden könnte, schreibt das Technologiemagazin Technology Review in seiner aktuellen Ausgabe.

Fiber to the Home (FTTH) nennen Experten die durchgängig optische Infrastruktur. Mit Übertragungsgeschwindigkeiten von bis zu 2,5 GBit/s sollen die Daten dann bis zu 1000-mal schneller als mit gängiger DSL-Technik heute möglich ist in die Wohnzimmer kommen. Auch der von der Telekom geplante VDSL-Netzausbau wird damit um den Faktor 50 übertroffen.

Stadtwerke wollen Glasfaser-Versorgungslücke schließen

Drei Milliarden Euro will die Deutsche Telekom in den Glasfaserausbau ihrer Netze investieren. Doch vorerst sollen nur wenige Großstädte berücksichtigt werden. Ein Vorhaben, dass die Schwerter Stadtwerke auf den Plan gerufen hat. Neben Gas, Wasser und Abwasser wollen sie künftig die Haushalte auch mit Glasfasertechnik versorgen. Während die Telekom nur die Strecken zwischen Hauptverteilern und Kabelverteilzentren optisch überbrücken will und für das letzte Stück, die Teilnehmeranschlussleitung, weiterhin Kupfer verwendet, setzen die Stadtwerke Schwerte ausschließlich auf Glasfaser.

"Wir wollen eine Alternative zur Deutschen Telekom bieten", sagt Gerhard Visser, Geschäftsführer der Schwerter Stadtwerke im Gespräch mit Technology Review. In den kommenden Jahren müssten fast alle Haushalte ihre Abwasserrohre freischaufeln, um sie auf Dichtigkeit zu überprüfen - eine günstige Gelegenheit, um jeweils einen Glasfaserstrang von der Straße bis zum Haupteingang zu verlegen.

Auch NetCologne plant eigenes Glasfasernetz bis in Gebäude

NetCologne will bereits im April oder Mai mit dem Bau eines eigenen Glasfasernetzes beginnen. Laut Unternehmen werden rund 200 Millionen Euro in den nächsten fünf Jahren in den Bau investiert, das Netz soll dabei bis in die Häuser reichen. Ziel seien Geschwindigkeiten von bis zu 100 MBit/s. Für Netcologne rechne sich die Investition: Der Telekommunikationsanbieter zahlt nach eigenen Angaben dieses Jahr zwischen 28 und 30 Millionen Euro an die Deutsche Telekom für die Mitbenutzung des Telefonanschlusses.

Außerhalb Europas prägt der Glasfaser-Direktanschluss längst die Telekommunikations-Netze. Allein Japan zählt vier Millionen FTTH-Anschlüsse. In vier Jahren sollen es 30 Millionen sein. Die Marktführerschaft wird bis dahin voraussichtlich die USA übernehmen. Denn große Telekommunikations-Dienstleister wie Verizon und SBC bauen ihr FTTH-Angebot rapide aus. Auch wenn die US-Unternehmen momentan maximale Datenraten von 30 MBit/s bieten: Die Furcht, im globalen Wettbewerb ins technologische Hintertreffen zu geraten, treibt auch viele europäische Metropolen dazu an, auf leistungsfähige Breitbandanschlüsse zu setzen. Paris, Amsterdam und Wien starten in diesem Jahr ebenfalls große Glasfaserprojekte.