Nachgefragt

Talklines 9,9-Cent-Tarif: Wechsel wird "versüßt"

Offenbar nicht alle Alt-Kunden betroffen
Von Thorsten Neuhetzki

Anfang der Woche berichteten wir über den Mobilfunkprovider Talkline, der dazu übergegangen ist, seinen Bestandskunden im vor Dezember 2005 abgeschlossenen 9,9-Cent-Tarif einen anderen Tarif anzubieten oder alternativ den Vertrag kündigen. Mittlerweile gibt es weitere Informationen zu diesem Vorgang, der bei den betroffenen Kunden viel Ärger erzeugt hat, wie zahlreiche E-Mails an die teltarif.de-Redaktion zeigen.

Wie Talkline-Pressesprecher Ove Struck gegenüber teltarif.de sagte, seien "nach derzeitigem Stand nicht alle Kunden betroffen". Weiter im Detail wollte der Sprecher das nicht ausführen. Klar ist aber, dass seine Aussage sich ausschließlich auf die Kunden in dem alten und nicht auf jene in dem neuen, seit Dezember angebotenen Tarif, bezieht.

Es scheint so zu sein, dass Talkline insbesondere jenen Kunden, die viele Minuten in andere Mobilfunknetze telefonieren, das Wechselangebot unterbreitet. Denn gerade dann, wenn die Kunden von einem Mobilfunknetz in ein anderes telefonieren, entstehen dem Anbieter hohe Kosten, die bei einem rechnerischen Endkundenpreis von 9,9 Cent pro Minute nicht mehr gedeckt werden. Daher hat Talkline auch, wie Anfang Dezember berichtet, seinen 9,9-Cent-Tarif dahingehend umgestellt, dass die Inklusivminuten nicht mehr in Fremdnetze gelten.

Wechselwillige Kunden bekommen Bonus

Talkline will den Kunden nach eigenen Angaben den Wechsel in einen anderen Tarif bei Talkline schmackhafter machen. Jene Kunden, die in den neuen 9,9 Cent-Tarif wechseln, müssen für die nächsten drei Monate keinen Grundpreis zahlen und sparen so 19,80 Euro monatlich. Wer in den alternativ angebotenen Free-S-Tarif wechselt, bekommt von Talkline ein Gesprächsguthaben in Höhe von 50 Euro.

Was bei vielen Kunden für Aufregung sorgt, ist auch die Art der Benachrichtigung. Denn laut Punkt 1.2 der AGB sollen Änderungen der AGB oder Preislisten den Kunden gesondert mitgeteilt werden. "Für den Fall, dass die Änderungen zu Ungunsten des Kunden erfolgen, wird Talkline dem Kunden diese Änderungen schriftlich mitteilen." Genau das erfolgt in diesem Fall aber nicht. Denn wie alle Leser übereinstimmend berichten, erfolgt die Benachrichtigung telefonisch. "Wir rufen die Kunden der Einfachheit halber an", so Struck. Kunden, die eine schriftliche Benachrichtigung wünschen, würden diese dann auch bekommen. Man habe diese Verfahrensweise gewählt, da man so besser auf die Kunden eingehen könne. Auch werde ein Telefonat in der Regel eher wahrgenommen als ein Brief.

Einen Kommentar zur Vorgehensweise von Talkline lesen Sie in unserem aktuellen Editorial.

mobilcom bietet betroffenen kostenlose Rufnummerportierung

Mitbewerber mobilcom hat unterdessen heute in einer Pressemitteilung angekündigt, den 9,9 Cent-Tarif, so wie Talkline ihn nun seinen Kunden kündigt, weiter anbieten zu wollen. Der Büdelsdorfer Mitbewerber geht sogar noch einen Schritt weiter. Wer sich an seine Talkline-Mobilfunknummer und das monatliche 200-Minuten-Paket gewöhnt hat, kann dieses bei mobilcom weiterhin nutzen. Deshalb erhält jeder Kunde des Elmshorner Mitbewerbers, der von seinem Sonderkündigungsrecht gebraucht macht, nicht nur die gewohnten Konditionen, sondern spart auch die Portierungskosten. Der Büdelsdorfer Provider übernimmt gegen Vorlage der letzten Rechnung des Elmshorner Mitbewerbers die Kosten für die Rufnummernportierung von rund 25 Euro.