Strategien

E-Plus nimmt jeden

T-Mobile dagegen zeigt sich wählerisch
Von Björn Brodersen

T-Mobile ist sehr wählerisch, E-Plus nimmt fast jeden. Auf diese Formel lässt sich das Verhalten der beiden deutschen Netzbetreiber hinsichtlich Partnerschaften mit potenziellen neuen Service-Providern oder Mobilfunk-Anbietern vereinfachen. Grund für den Unterschied: Für die Telekom-Tochter ist wegen ihres vergleichsweise großen Marktanteils die Gefahr eines Kannibalisierungseffekts durch neue Billiganbieter höher. E-Plus dagegen ist auf der Suche nach neuen Wegen, um seine Marktposition zu stärken. Auf dem MVNO Summit Europe 2006 des International Quality and Productivity Center (IQPC), das zurzeit in Berlin stattfindet, haben die beiden Netzbetreiber ihre Partnerschafts-Strategien vorgestellt.

E-Plus: Offen für etablierte Marken und Nischenprodukte

Das MVNO-Modell sei das beste für eine Partnerschaft mit einem Unternehmen mit Telco-Background, sagte Alfons Lönsing, Director Business Concepts and Wholesale Services bei E-Plus. Für das Abschließen neuer Kooperationen hat der Netzbetreiber sogar eine spezielle Abteilung gegründet. E-Plus will dadurch nicht nur seinen Marktanteil vergrößern, sondern auch neue Kundengruppen erschließen, andere Vertriebskanäle nutzen und eine bessere Netzauslastung erreichen. "Es ist besser, den Traffic im eigenen Netz zu behalten", so Lönsing. In Frage für eine Partnerschaft mit E-Plus kommen daher vor allem etablierte Marken aus anderen Bereichen wie etwa der Automobilbranche.

Ein bereits existierendes Beispiel ist das Mobilfunkangebot von Viva Mobile. Attraktiv für den drittgrößten deutschen Netzbetreiber sind auch Angebote wie Ay Yildiz oder Jamba!, die im E-Plus-Netz besondere Merkmale für bestimmte Kundengruppen bieten - beispielsweise den günstigen SMS-Preis bei Viva Mobil, die inklusiven Downloads im Jamba!-Tarif oder die vergleichsweise niedrigen Minutenpreise für Handygespräche in die Türkei im Ay Yildiz-Angebot.

Trotz aller Offenheit müssen die potenziellen Partner jedoch auch bestimmte Kriterien erfüllen: Sie müssen beispielsweise über genügend Verkaufsstellen sowie das nötige Marketing- und Management-Know-How verfügen, erklärte Lönsing. Darüber hinaus dürften neue Angebote nicht zu einem weiteren Preiskampf führen. Das hierzulande zurzeit weitere deutliche Preissenkungen für das mobile Telefonieren zu erwarten sind, schließen die aktuellen Terminierungsentgelte aus.

T-Mobile: Eigene Marke darf unter Partnerschaften nicht leiden

T-Mobile dagegen hält am klassischen Service-Provider-Modell fest. "Für uns attraktiv sind andere starken Marken, die unsere eigene starke Marke nicht gefährden", erläuterte Stephan Keuneke, Business Development Manager, Wholesale Marketing bei T-Mobile. Zurzeit werden mit klarmobil.de, easyMobile und simply drei so genannte Discount-Angebote im Netz der Bonner realisiert. Dazu kommen Partnerschaften mit acht herkömmlichen Service-Providern. Die Telekom-Tochter hat immer wieder betont, gegen den allgemeinen Trend keine eigene Billigmarke herauszubringen.

Die Vorgaben, die potenzielle Partner erfüllen müssen: Sie dürfen keine Gefahr für das allgemeine Preisniveau darstellen, müssen eine positive Wirkung auf die T-Mobile-Marke haben und dürfen nicht über die selbe Kundengruppe verfügen. Von den neuen Partnern erhofft man sich vor allem Einsparungen bei den Kosten für die Neukunden-Gewinnung.

Werden die Netzbetreiber zu reinen Infrastrukturanbietern?

Auch wenn es in den vergangenen Monaten wieder etwas ruhiger um die Discount-Mobilfunkangebote auf dem deutschen Markt geworden ist, so müssen sich die klassischen Mobilfunkanbieter doch weiterhin mit ihnen beschäftigen. Denn je mehr Billiganbieter auf den Markt treten, desto größer wird die Gefahr der Abwanderung von Kunden zur günstigeren Konkurrenz. Mit Schlecker ist gestern ein weiterer Anbieter aufgetaucht, andere Marken wie etwa Lidl oder Walmart stehen noch in der Warteschlange.

Die nächste Reihe der so genannten Next Generation MVNOs (Die Abkürzung MVNO steht für Mobile Virtual Networks Providers und wird teilweise willkürlich für jede Art von Service-Provider gebraucht) wird sich nicht nur auf das Anbieten von Telefonie und SMS-Versand beschränken, sondern beispielsweise auch Datendienste und andere Services offerieren. Vorsichtigeren Schätzungen zufolge werden die Anbieter ohne eigenes Mobilfunknetz bis zum Jahr 2010 einen Marktanteil von rund 20 bis 25 Prozent besitzen. Andere Stimmen prophezeien dagegen bereits provokant, dass die Netzbetreiber in Zukunft zu reinen Infrastrukturanbietern mutieren. Rolf Hansen, CEO von simyo, hält das für ein "extremes Szenario". Er denkt, dass die Netzbetreiber durchaus weiterhin eigene Tarife anbieten werden, die Billiganbieter aber dennoch weiter wachsen werden. Allerdings wird es nicht mehr möglich sein, mit einer Marke den gesamten Markt aufzurollen.