Zukunftsplanungen

GSMA fordert eigenen Frequenzbereich für neue UMTS-Dienste

Schutz vor anderen Technologien wie etwa WiMAX
Von Björn Brodersen

Die internationale Vereinigung der Handynetzbetreiber GSMA ermahnt die EU-Kommission, den Frequenzbereich von 2,5 bis 2,69 GHz für UMTS-Technologien zu reservieren. Sollte der Bereich gleichzeitig verschiedenen Technologien und Diensten offen stehen, würde dies nach Ansicht der GSMA negative Auswirkungen für Handy-Hersteller und Mobilfunkbetreiber haben. Die großen Produzenten von Mobiltelefonen und anderen mobilen Endgeräten könnten nicht mehr überall auf der Welt die selben Produkte verkaufen und von Skaleneffekten profitieren, die bislang für sinkende GSM-Handset- und -Netzwerk-Kosten geführt hätten.

Laut der Vereinigung erwägt die EU-Kommission, die Verknüpfung von bestimmten Technologien an einzelne Frequenzbereiche aufzuheben. Das würde beispielsweise bedeuten, dass nicht nur UMTS-Dienste wie etwa Handy-TV sondern auch so genannte Fixed-Wireless-Technologien im Frequenzbereich von 2,5 bis 2,69 GHz zum Zuge kommen könnten. Die Brüsseler Behörde gehe davon aus, dass in den 2,1-GHz-, 900-MHz- und 1800-MHz-Bändern genügend Kapazität für UMTS-Dienste bereit stehen. Daher sollten Lizenzen für den zum Jahr 2008 verfügbaren Frequenzbereich im UMTS-Erweiterungsband technologieneutral vergeben werden, so lange die eingesetzte alternative Variante nicht mehr Interferenzen verursacht als eine IMT2000-Technologie.

Das UMTS-Erweiterungsband deckt in den europäischen und in der Mehrzahl aller anderen Länder die selben Frequenzbereiche ab. Bei IMT2000 handelt es sich um die von der International Telecommunication Union (ITU) spezifizierte globale 3G-Standard-Familie. Unter die entsprechenden Dienste fallen beispielsweise Handy-TV, Video-Downloads oder andere Datenübertragungen per HSDPA. In den USA wird anders als in Europa im 2,5-GHz-Bereich auch WiMAX eingesetzt.

GSMA: Sichtweise der Kommission ist zu einfach

Die GSMA bezeichnet die Sichtweise der EU-Kommission als "zu einfach": Das UMTS-Erweiterungsband sollte vielmehr länderübergreifend der Familie der IMT2000-Technologien vorbehalten bleiben. Auf diese Weise würden die Staaten ihre Investitionen in 3G-Dienste wirkungsvoller einsetzen, anstatt deren Potenzial künstlich zu beschränken, so Tom Phillips, Chief Government and Regulatory Affairs Officer der GSMA. Zudem würde eine technologieneutrale Lizenzvergabe von wenig Vertrauen in UMTS zeugen. Auch Mobilfunkkunden könnten profitieren, wenn weltweit auf einer Frequenz nur eine Technologie eingeführt wird: Ihre Mobilgeräte würden dann in jedem Fall auch im Ausland einsetzbar sein.

"Die Spektrums-Harmonisierung hat auf Märkten, in denen Skaleneffekte wichtig sind, einen universellen Nutzen für Regierungen, Kunden und Betreiber", sagt Phillips weiter. Standardisierung habe für einen gesunden und offenen weltweiten Handymarkt mit großen Massenproduktionsvorteilen und hartem Wettbewerb zwischen Herstellern und Händlern geführt. Ohne Harmonisierung durch einen Regulierer, das befürchtet die GSMA, gerieten auch die langfristigen sozio-ökonomischen Effekte von UMTS-Diensten in Gefahr. Besonders Schwellenländer würden nach Ansicht der GSMA von einer unterschiedlichen Spektrums-Nutzung leiden, da die Menschen dort am preissensibelsten seien. Eigene Studien hätten den engen Zusammenhang zwischen der Handy-Penetration und dem ökonomischen Wachstum in sich entwickelnden Märkten aufgezeigt.