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Editorial: Runter, runter, runter

Mobile Kommunikation wird günstiger
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Eine Entscheidung der Bundesnetzagentur vom Mittwoch wird dem Preiskarussell nach unten in den nächsten Monaten noch weiteren Schwung verleihen. Sie will nämlich erstmalig die so genannten Terminierungs- oder Interconnect- (kurz IC-)Entgelte regulieren. Das sind die Preise, die andere Anbieter an die Netzbetreiber bezahlen müssen, um Verbindungen zu Handy-Rufnummern durchstellen zu lassen.

Diese Entscheidung ist sehr zu begrüßen. Sie wurde bereits in früheren Editorials wiederholt als wünschenswert beschrieben, etwa im Januar 2004 oder im Mai 2005. Schwieriger als die Entscheidung, dass reguliert werden muss, ist aber die genaue Festsetzung der Höhe der Entgelte. Hier wurde bereits im Vorfeld intensiv um die Höhe der Preise geschachert.

Streitpunkt Nr. 1: Höhe der Terminierungsentgelte

Hauptproblem bei der Festlegung fairer IC-Entgelte ist, dass sich die betriebswirtschaftlichen Kosten eines mobilen Telefonats praktisch nicht beziffern lassen. Die so genannten Grenzkosten, das sind die Kosten, die entstehen, wenn das Netz z.B. eine Million Gesprächsminuten täglich zusätzlich abwickelt, sind nämlich sehr gering, im Bereich von wenigen Cent pro Minute. Die Fixkosten, die auch ganz ohne Gespräche entstehen, sind hingegen immens hoch. Mit diesen Rahmenbedingungen kann fast jeder beliebige Preis (egal, ob hoch oder niedrig) gerechtfertigt werden, je nachdem, welche Parameter man bezüglich der Umlegung der Fixkosten, Abschreibungszeiträume, Kapitalverzinsung usw. ansetzt.

Die Bundesnetzagentur sollte nicht davor zurückschrecken, die IC-Entgelte gegenüber dem bisherigen Niveau deutlich zu senken. Das bringt den Netzbetreibern zwar zunächst Einnahmeausfälle. Durch die günstigere Erreichbarkeit von Handys wird der Mobilfunk aber noch attraktiver werden, so dass insgesamt ein höherer Anteil aller Gesprächsminuten über das Handy abgewickelt werden wird. Mittelfristig kompensiert sich somit der IC-Einnahmenausfall durch verstärkte Handy-Nutzung.

Auch die Begehrlichkeiten der "E"-Netz-Betreiber (E-Plus und o2) auf deutlich höhere IC-Vergütungen als für die "D"-Netze (T-Mobile und Vodafone) sollte der Regulierer kritisch prüfen. Zwar ist es richtig, dass die D-Netzbetreiber aufgrund des Frequenzbereichs um 900 MHz für ein flächendeckendes Netz weniger Basisstationen aufbauen mussten als die E-Netze, welche um 1800 MHz funken. Doch die E-Netze starteten später, als Basisstationen schon günstiger geworden waren. Andererseits haben die D-Netze durch den früheren Start einen höheren Marktanteil, wodurch viele Basisstationen besser ausgelastet werden können, was die effektiven Kosten pro Gesprächsminute wiederum reduziert. Dafür senkt Deutschlands kleinster Netzbetreiber o2 seine Kosten, in dem er "auf dem Land" quasi Untermieter beim größten (T-Mobile) ist. Am Schluss gleichen sich viele Faktoren gegeneinander aus, was gegen allzu hohe Unterschiede in den IC-Entgelten für die einzelnen Netzbetreiber spricht.