Übernahme

HanseNet-Chef: "Niemand wird zum Wechsel gezwungen"

Anschlussanbieter wird zum zweitgrößten Internetanbieter
Von Björn Brodersen

Nun steht es fest: Die Telecom Italia, die sich auf dem Heimatmarkt wegen anhaltender Probleme gerade neu ausrichtet, kauft das Zugangsgeschäft von AOL Deutschland für 675 Millionen Euro. Die Telecom-Italia-Tochter HanseNet (Alice) rückt damit zum zweitgrößten deutschen Internetanbieter hinter T-Online auf, das Unternehmen zählt mit der Übernahme 1,9 Millionen Breitband- bzw. 3,2 Millionen Internetkunden. Neben der Telecom Italia waren auch freenet, KPN, United Internet und Versatel an den Internetzugangskunden des Hamburger Anbieters interessiert gewesen.

Während Kritiker den Kaufpreis - für HanseNet hatten die Italiener damals 250 Millionen Euro gezahlt - als überhöht ansehen, verteidigte HanseNet-Unternehmenschef Harald Rösch das Geschäft: "Wenn man es auf die Kunden umlegt, ist der Preis vernünftig", zitiert ihn heute die Financial Times Deutschland (FTD [Link entfernt] ). "Wir haben jetzt auf einen Schlag mehr als doppelt so viele Breitbandnutzer wie zuvor. Sicherlich wird das einen positiven Schub für unseren Ausbau bringen." Seiner Einschätzung zufolge werde es jetzt für kleinere Wettbewerber schwierig, zu der Deutschen Telekom und den drei großen DSL-Anbietern im Markt aufzuschließen.

Für Charles Fränkl - der bereits im Vorfeld gegenüber teltarif.de betonte, man suche einen ähnlich aufgestellten Partner - bringt die künftige Zusammenarbeit beiden Unternehmen Vorteile: "HanseNet wird einen deutlichen Kundenzuwachs verzeichnen können - und durch ein gemeinsames Online-Portal für alle deutschen Kunden der Telecom Italia profitieren wir von einer stark erhöhten Reichweite für aol.de. Beide Partner konzentrieren sich somit auf ihre jeweiligen Stärken", schreibt er in seinem Weblog [Link entfernt] .

Für AOL-Internetkunden soll sich erst einmal nichts ändern

Für die bestehenden Internetzugangskunden von AOL soll sich erst einmal nichts ändern: HanseNet-Unternehmenschef Harald Rösch sagte der FTD, man gehe bei der Umstellung behutsam vor: "Niemand wird zum Wechsel gezwungen." Wer wolle, könne weiter über die AOL-Software ins Netz gehen und seine E-Mail-Adresse behalten. Auch der bisherige Service soll bestehen bleiben. Mit den neuen Kunden besitzt HanseNet erstmals DSL-Kunden auf dem eigenen Netz sowie mit wiederverkauften DSL-Anschlüssen der T-Com. HanseNet will aber versuchen, die neuen Kunden von dem Alice-Angebot zu überzeugen. "Ziel ist es, mit mehr Kunden den Netzausbau in Deutschland weiter voranzutreiben", sagte Rösch dem Hamburger Abendblatt.