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Editorial: Bitte teuer machen

Mobilfunk-Netzbetreiber wollen mehr Geld für Telefonate in ihre Netze
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Es ist das alte Spiel: Reicht die Deutsche Telekom Entgeltanträge bei der Bundesnetzagentur ein, muss sie sich regelmäßig von der Konkurrenz anhören lassen, dass ihre Forderungen maßlos überzogen seien. Schreiben hingegen die Alternativen selbst einen Antrag, sind sie nicht minder phantasievoll bei der Suche nach Begründungen, warum sie für ihre Verbindungsleistungen fürstlich entlohnt werden wollen. So vor einigen Tagen geschehen bei den vier Mobilfunk-Netzbetreibern, die sich die Entgelte für Verbindungen von anderen Netzen in ihre Netze künftig genehmigen lassen müssen.

E-Plus, das vor wenigen Monaten noch branchenweit Entgelte von teilweise deutlich unter 10 Cent pro Minute gefordert hatte, verlangt nun ca. 16 Cent. o2, kleinster der vier Betreiber, berechnet seine eigenen Kosten gar zu über 20 Cent. Die beiden großen - Vodafone und T-Mobile kommen den Angaben zufolge vergleichsweise moderat mit 11 bzw. 12,17 Cent daher.

Teure UMTS-Lizenzen als Begründung für hohe Preise

Begründet werden die hohen Preise wohl mit den teuren UMTS-Lizenzen, die wie Blei in den Bilanzen der Netzbetreiber liegen. 50 Milliarden Euro wurden bei der Versteigerung insgesamt investiert. Angesichts einer Laufzeit von 20 Jahren ergibt sich somit ein Abschreibungsbedarf von 2,5 Milliarden Euro pro Jahr. Diese Gelder sollen nach Ansicht der Netzbetreiber auf die Interconnect-Entgelte umgelegt werden.

Bei einem Gespräch vom Handy ins Festnetz oder umgekehrt wird jeweils nur eine Verbindung über GSM- oder UMTS-Funkkanäle aufgebaut, bei einem Gespräch von Handy zu Handy sind es zwei Verbindungen. Um die Gesamtzahl der über GSM- oder UMTS-Funkkanäle abgewickelten Gesprächsminuten zu erhalten, muss folglich eingehender und ausgehender Verkehr addiert werden. Im Jahr 2004 sind das laut Seite 47 des Jahresberichts 2005 [Link entfernt] der BNetzA zusammen knapp 80 Milliarden Gesprächsminuten. Für 2006 sind aufgrund der Wachstumsraten im Mobilfunk ca. 100 Milliarden Gesprächsminuten zu erwarten.

Bei 2,5 Milliarden Euro Abschreibungen und 100 Milliarden Minuten kostet die einzelne Minute 2,5 Cent. Rechnet man noch Zinskosten für die nicht abgeschriebenen Teile der UMTS-Lizenzkosten hinzu, erreicht man leicht das doppelte dieses Betrags, also 5 Cent pro Minute. Berücksichtigt man, dass die kleinen Netzbetreiber genauso viel für UMTS gezahlt haben wie die großen, aber weniger Minuten abwickeln, steigen deren anteiligen Lizenzkosten auf 10 Cent und mehr pro Minute. Daraus resultieren dann die oben genannten hohen Entgeltanträge.

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