Streaming

Editorial: Die klare Strategie fehlt bei Sky

Sky fokus­siert sich zuneh­mend auf Strea­ming. Dieser Kurs ist grund­sätz­lich nach­voll­ziehbar, doch die Ange­bote werden immer komplexer, bei Produkten und Preisen verschwimmen Allein­stel­lungs­merk­male zuse­hends.
Ein Kommentar von Björn König

Sky ist bei Produkten und Preisen zu intransparent Sky ist bei Produkten und Preisen zu intransparent
Foto: dpa
Einfache, verständ­liche Produkte und ein opti­males Preis-Leis­tungs-Verhältnis. Wenn ein Unter­nehmen diese Regel beachtet, ist es für den Markt­erfolg meist schon die halbe Miete. Doch viele Unter­nehmen folgen diesem Grund­satz nicht. Gerade in Berei­chen wie Tele­kom­muni­kation und Enter­tain­ment tummeln sich die verschie­densten Tarif­modelle, Preise und Vertrags­lauf­zeiten. Längst blicken Kunden nicht mehr durch, was zu Resi­gna­tion führt. Im ungüns­tigen Falle macht das Unter­nehmen dann erst gar kein Geschäft. Dabei steckt oftmals kein böser Gedanke dahinter, man versucht ledig­lich allen Kunden­gruppen das an die indi­vidu­ellen Bedürf­nisse ideal ange­passte Produkt anzu­bieten. Wie das jedoch nicht funk­tio­niert, zeigt sich sehr gut am Beispiel von Sky.

Immer mehr Strea­ming-Produkte

Sky ist bei Produkten und Preisen zu intransparent Sky ist bei Produkten und Preisen zu intransparent
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Wer sich bei Sky für ein Strea­ming-Produkt entscheidet, hat buch­stäb­lich die Qual der Wahl. Da wäre zunächst einmal Sky Q, welches neben Kabel und Satellit auch via Internet zu empfangen ist. Oder das reine SVoD-Produkt WOW, welches jedoch nur über Web und Apps gestreamt wird. Erst kürz­lich bewarb man das neue Produkt Sky TV, welches sich mit linearen Sendern vor allem an Mieter mit Kabel­anschluss richtet, die künftig über ihren TV-Empfangsweg frei entscheiden können. Und nun kam aus Unter­föh­ring die Ankün­digung, mit Sky Stream ein weiteres Produkt auf den Markt zu bringen. Fazit: Kunden­freund­lich und trans­parent sieht anders aus.

Bei einigen Produkten stellt sich zudem die Frage nach dem Sinn und Zweck. Vor allem, warum Sky ausge­rechnet im Wett­bewerb mit OTT-Diensten wie Zattoo und waipu.tv mitmi­schen muss. Wer schließt ein Sky-Abo ab, um Free-TV-Sender zu schauen? Und das auch noch zu einem vergleichs­weise unat­trak­tiven Preis? Wer Sky abon­niert, erwartet vor allem Premium-Content: Erst­aus­strah­lungen von US-Serien, Film-Block­buster, hoch­wer­tige Doku­men­tationen und natür­lich Live-Sport. Ganz bestimmt aber nicht das Dschun­gel­camp mit Werbe­unter­bre­chung oder eine Daily Soap.

WOW wird vernach­läs­sigt

Mit großem Tamtam hatte Sky seinen Strea­ming-Dienst Sky Ticket 2022 unter der Marke "WOW" relauncht. Doch bis heute mangelt es auch hier an einer klaren Linie. Das Produkt ist im Markt­ver­gleich zu teuer, so manches tech­nisches Feature wie Dolby und Full-HD gibt es wieder nur gegen Aufpreis, inklu­sive ist dafür Werbung. Inhalte von "Peacock" wurden mit der Zeit wieder aus dem Angebot genommen, und auch die Koope­ration mit Para­mount+ blieb am Ende wieder den "Premium-Kunden" mit Lauf­zeit­ver­trag vorbe­halten.

Dass Kunden in Deutsch­land bis heute mit Blick auf den Start von Sky Glass enttäuscht wurden, könnte man in diesem Kontext even­tuell noch verschmerzen. Mehr als ärger­lich ist aber, dass Sky offenbar nach wie vor nicht in der Lage ist, ein einfa­ches und attrak­tives Produkt­angebot auf die Beine zu stellen. Selbst jahre­lange treue Vertrags­kunden blicken bei Vertrags­ver­län­gerungen nicht mehr durch. Umso kompli­zierter wird dies noch durch den Umstand, dass man sich als Zuschauer bei Sport­rechten längst nicht mehr darauf verlassen kann, seine Lieb­lings­mann­schaft aufgrund der Rech­tepro­ble­matik auch in der nächsten Saison noch live zu sehen.

Sky braucht eine neue Stra­tegie

Dass sich in Unter­föh­ring etwas ändern muss, ist offen­sicht­lich. Die Produkt­palette muss vor allem über­sicht­licher werden, zudem ist mehr Trans­parenz bei Preisen und Inhalten drin­gend nötig. Und ganz wichtig: Abon­nenten von WOW sollte nicht mehr der Eindruck vermit­telt werden, dass sie letzt­end­lich nur Sky-Kunden zweiter Klasse sind. Oder mit anderen Worten: Sie haben nur ein Produkt gebucht, mit dem sie früher oder später in teurere Lauf­zeit­ver­träge gelockt werden sollen.

Ein Sky-Abo muss sich für beide Seiten lohnen. Doch es kommt zuneh­mend der Eindruck auf, dass die Comcast-Tochter sich immer stärker versucht auf dem Rücken ihrer Zuschauer zu sanieren. Das über Jahre hinweg gepflegte Allein­stel­lungs­merkmal exklu­sives Premium-TV zieht vor dem Hinter­grund einer immer stärken Strea­ming-Konkur­renz aus Holly­wood längst nicht mehr. Bleibt zu hoffen, dass man dies auch in Unter­föh­ring versteht. Denn viele Optionen bleiben nicht mehr, um das Ruder noch herum­zureißen.

Sky Stream: Alle TV- und Video-Ange­bote an einem Ort

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